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Berichte von der Krim(alt)
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Re: Berichte von der Krim(alt)
Offenbar hat die UEFA der Gründung der eigenen Krimliga zugestimmt, die auch durch den europäischen Verband finanziert wird.
An der Meisterschaft werden wohl 8 Mannschaften teilnehmen. Eine Qualifikation für die Europapokale gibt es vorerst nicht.
Die endgültige Entscheidung zum Thema Krimfußball wird dann während des UEFA-Kongresses in Wien (24. März) fallen!
Quelle: https://twitter.com/denistrubetskoy
Typisch UEFA/FIFA
An der Meisterschaft werden wohl 8 Mannschaften teilnehmen. Eine Qualifikation für die Europapokale gibt es vorerst nicht.
Die endgültige Entscheidung zum Thema Krimfußball wird dann während des UEFA-Kongresses in Wien (24. März) fallen!
Quelle: https://twitter.com/denistrubetskoy
Typisch UEFA/FIFA
Re: Berichte von der Krim(alt)
OSZE sorgt sich um Medienfreiheit auf der Krim
Mijatovic: "Andauernde Zerschlagung freier Medien und das Vorgehen gegen unabhängige und kritische Stimmen sind zutiefst beunruhigend und besorgniserregend"
Wien - Ein Jahr nach der Annexion der Krim durch Russland hat die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eine deutliche Verschlechterung der Pressefreiheit auf der Schwarzmeer-Halbinsel beklagt. "Die andauernde Zerschlagung freier Medien auf der Krim und das Vorgehen gegen unabhängige und kritische Stimmen sind zutiefst beunruhigend und besorgniserregend".
Dies erklärte die OSZE-Medienbeauftragte Dunja Mijatovic am Samstag. Die Wahrheit sei immer das erste Opfer einer Krise - auf der Krim treffe dies "mit Sicherheit" zu.
Angriffe und Überfälle auf Journalisten
Auf der Krim seien alle ukrainischen Fernsehsender abgeschaltet worden und durch russische Sender ersetzt worden, erklärte Mijatovic, die die Krim unmittelbar nach der Annexion im März 2014 besucht hatte. Mindestens 13 Journalisten und Blogger seien "bedroht, angegriffen, überfallen, an der Einreise gehindert, verhört und entführt" worden. Außerdem sei ihre Ausrüstung beschlagnahmt oder beschädigt worden. Die Büros von mindestens sechs Medienunternehmen oder Nichtregierungsorganisationen seien durchsucht worden.
Besonders von Zensur, Razzien und Festnahmen sind nach Angaben der OSZE die Medien der Minderheit der Tataren betroffen. Mijatovic appellierte an alle Verantwortlichen, "die Medienzensur einzustellen und die Sicherheit von Journalisten zu gewährleisten". Im Zuge der Ukraine-Krise hatte Russland die Schwarzmeer-Halbinsel Krim vor einem Jahr annektiert.
http://derstandard.at/2000012648217/OSZE-sorgt-sich-um-Medienfreiheit-auf-der-Krim
Mijatovic: "Andauernde Zerschlagung freier Medien und das Vorgehen gegen unabhängige und kritische Stimmen sind zutiefst beunruhigend und besorgniserregend"
Wien - Ein Jahr nach der Annexion der Krim durch Russland hat die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eine deutliche Verschlechterung der Pressefreiheit auf der Schwarzmeer-Halbinsel beklagt. "Die andauernde Zerschlagung freier Medien auf der Krim und das Vorgehen gegen unabhängige und kritische Stimmen sind zutiefst beunruhigend und besorgniserregend".
Dies erklärte die OSZE-Medienbeauftragte Dunja Mijatovic am Samstag. Die Wahrheit sei immer das erste Opfer einer Krise - auf der Krim treffe dies "mit Sicherheit" zu.
Angriffe und Überfälle auf Journalisten
Auf der Krim seien alle ukrainischen Fernsehsender abgeschaltet worden und durch russische Sender ersetzt worden, erklärte Mijatovic, die die Krim unmittelbar nach der Annexion im März 2014 besucht hatte. Mindestens 13 Journalisten und Blogger seien "bedroht, angegriffen, überfallen, an der Einreise gehindert, verhört und entführt" worden. Außerdem sei ihre Ausrüstung beschlagnahmt oder beschädigt worden. Die Büros von mindestens sechs Medienunternehmen oder Nichtregierungsorganisationen seien durchsucht worden.
Besonders von Zensur, Razzien und Festnahmen sind nach Angaben der OSZE die Medien der Minderheit der Tataren betroffen. Mijatovic appellierte an alle Verantwortlichen, "die Medienzensur einzustellen und die Sicherheit von Journalisten zu gewährleisten". Im Zuge der Ukraine-Krise hatte Russland die Schwarzmeer-Halbinsel Krim vor einem Jahr annektiert.
http://derstandard.at/2000012648217/OSZE-sorgt-sich-um-Medienfreiheit-auf-der-Krim
Thomas- FORENLEGENDE
- Lebt in :Ort : BozenAnzahl der Beiträge : 981
Re: Berichte von der Krim(alt)
Sehr ausführlicher Artikel, aber unglaublich gut geschrieben! Ich rate den ganzen Artikel zu lesen
“KrimUnser!” oder noch einmal über die historische Gerechtigkeit.
Was die Krim in seiner jahrhundertealten Geschichte nicht alles erlebte. Was für Besatzer sie auf ihrer Erde nicht traf. Auf der Krim waren Griechen, Skythen, Genuiner, Bulgaren, Türken, Armenier und viele-viele andere. Die Krim kannte alle Religionen und hat alle Zivilisationen gesehen. Vielen Kriegen ist es nicht gelungen, die einzigartige Vielfältigkeit der Kulturen und die wunderbar urwüchsige Natur dieser herrlichen Ecke der Erde auszulöschen.
Die Krim hat wahrscheinlich eine vollständige kulturelle und politische Autonomie verdient. Aber durch eine Schicksalsfügung ist die Halbinsel geographisch mit dem Territorium verbunden, das nun der modernen Ukraine gehört.
Übrigens, nicht alle wissen, dass die Geschichte der Krim mit der Geschichte der Kiewskaja Rus (dem Vorgänger der Ukraine) auch die Annahme des Christentums vereint, worin die Stadt Chersonesos (zukünftiger Sewastopol) eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, und wo im Jahr 988 der grosse Fürst Wladimir den Taufakt vollführte. Ich erinnere, dass es damals bis zur Blütezeit des Grossen Moskauer Fürstentums (der Basis des modernen Russlands) noch Jahrhunderte blieben…
Zu sagen, dass die Krim nun schwere Zeiten durchlebt – das ist nichts zu sagen. Krim ist zurzeit ein temporär okkupiertes Territorium, das alle Strapazen eines Okkupantenregimes erlebt, obwohl in der Kremlpropaganda verstärkt der Mythos aufgebauscht wird, dass die Krim in ihre „historische Heimat“ zurückgekehrt sei, da sie urrussische Erde sei. Auf diesem Mythos baut sich die ganze Logik der modernen Geopolitik Russlands auf, obwohl es rein gar nichts mit den historischen Realitäten zu tun hat.
Ein Blick in die Geschichte.
Zum ersten Mal wurde die Krim zu einem Teil des russischen Imperiums (just des Imperiums, und nicht Russland als dem Land, das den ethnischen Russen gehört) im Jahr 1783, infolge der Annexion nach dem Sieg Russlands über dem Osmanischen Imperium. Ungefähr zur gleichen Zeit (ca. 1793), nach dem Sieg über die Recz Pospolita wurde durch das Russische Imperium die Rechtsufrige Ukraine (jetzige Kiewer, Schitomirer, Winniza, Tscherkassy und Kirowograder Gebiete) annektiert.
Was dieses Territorium der Zentralen Ukraine angeht, so ruft seine ureigene ukrainische Zugehörigkeit nicht mal bei anrüchigem Schirinowski irgendwelche Zweifel hervor. Daraus folgt, dass es genau so viele Gründe gibt, die Krim als russisch zu bezeichnen, wie die Rechtsufrige Ukraine. Oder man kann mit dem gleichen Erfolg zum Beispiel Georgien als russisch bezeichnen, das durch das Russische Imperium etwas später, in 1801, annektiert wurde.
Ein Imperium ist wie bekannt, ein Konglomerat der Länder und Territorien. An welchen Teil des Territoriums des Russischen Imperiums die Krim angeschlossen wurde – die Frage stand gar nicht im Raum, denn die administrativen Grenzen innerhalb des Imperiums hatten keinerlei Bedeutung. Nach Logik der Dinge müsste die Halbinsel dem Teil der Feste angehören, mit der sie geographisch verbunden ist. Genau so war es während der Zeit des Krimer Khanats, dem ein Teil der Landfeste gehörte (die Schwarzmeerküste des heutigen Festlands der Ukraine).
In Bezug auf die Krim wurde in Russland schon immer die Politik geführt, die man anders als erzkolonial nicht bezeichnen kann. Bei niemandem sollten Zweifel in der Bewertung von wahren Motiven der Krimer Politik des Russischen Imperiums bleiben. Noch ein halbes Jahrhundert vor der Annexion, in 1736, hatte das russische Heer mit dem Feldmarschall Christopher Minich an der Spitze Bachtschyssaraj niedergebrannt und die Vorgebirgskrim verwüstet. Nach der Annexion der Krim in 1783 haben in weniger als 50 Jahren ca. 500 000 Flüchtlinge die Halbinsel verlassen, hauptsächlich- die Krimtataren, die zu dem Zeitpunkt die Mehrheit ihrer Bevölkerung ausmachten.
Wenden wir uns nochmal an Wikipedia: „Nach Angaben der Forscher des Endes 19. Jhdts F.Laschkow und K.German betrug die Bevölkerung des Halbinselteils des Krimer Khanats zum Jahr 1770 circa 500 000 Menschen, 92% davon waren Krimtataren. Die erste russische Volkszählung hat aber in 1793 127,8 Tausend Menschen registriert, darunter 87,8% Krimtataren.“
Somit schrumpfte die Bevölkerung der Halbinsel infolge der Kolonialpolitik bereits in den ersten zwei Jahrzehnten um fast das Vierfache, hauptsächlich durch die Emigration der Krimtataren. Nicht weniger massenhaft war auch die Flüchtlingswelle aus der Krim in 1850-60, nach dem Ende des Krimer Krieges- damals sind noch mal circa 200 000 Krimtataren emigriert.
Das führte zum Verfall der Landwirtschaft und zur fast völligen Verödung des Steppenteils der Krim. Ausser dem Abdrängen der Urbevölkerung aus der Halbinsel übte Russlands Politik auch einen offensichtlichen Genozid aus, nimmt man doch als Beispiel nur den Fall der Ertrinkung von 10 000 Krimtataren nach einem Befehl von Katharina der Grossen, worüber der polnisch-amerikanischer Wissenschaftler schrieb, der Autor des Begriffs „Genozid“ Rafael Lemkin.
Die Krise des Russischen Imperiums, die durch den Ersten Weltkrieg hervorgerufen war, führte zu seinem Zerfall. Infolge dessen hat sich im Juni 1917 ein unabhängiger Staat – die Ukrainische Volksrepublik- gebildet, in dessen Zusammensetzung fast das komplette Territorium der Krim einging (im November 1917 bis Januar 1918 war die Krim eine selbstständige Krimer Volksrepublik). Der junge ukrainische Staat existierte nicht lange, nur bis 1920, bis die Streitkräfte der UVR durch die Rote Armee zerschlagen wurden.
Die Bildung der Sowjet Union in 1922 wurde in Wirklichkeit zur Restaurierung des Russischen Imperiums, nur diesmal unter der Führung der Bolschewiken. Die Krim hat damals Autonomie bekommen, aber nicht in der Zusammensetzung der Ukraine, sondern in der Zusammensetzung der Russischen Sowjetischen Föderativen Sozialistischen Republik. Inwieweit diese Entscheidung Stalins „gerecht“ war, denn die Grenzen wurden überall ziemlich willkürlich gezogen – das ist eine andere Frage.
Möglicherweise wurde es absichtlich gemacht, um die Ukraine zahm zu halten und ihren Austritt aus der UdSSR zu verhindern. Denn das Risiko, die Ukraine als eine Unionsrepublik zu verlieren, war sehr gross. In jedem Fall kann man den Genozid des ukrainischen Volkes in 1932-33, der als Holodomor bekannt ist, in derselben Reihe der Massnahmen der Bezähmung vom stärksten und reichsten Teil der Sowjet Union betrachten, den die Ukraine darstellte.
Der Bezug zur Krim hat sich in der sowjetischen Periode der Geschichte durch nichts von der Kolonialpolitik des Zarismus unterschieden, wenn es nicht noch schlechter gewesen ist. Da ist der Rote Terror in 1917-21, wie auch die Deportation von fast 200 000 Krimtataren im Mai 1944 (wie auch die Deportation anderer Völker der Krim: Bulgaren, Griechen, und auch der Krimdeutschen), infolge welcher fast die Hälfte von ihnen auf dem Weg oder später an Siedlungsorten wegen den unmenschlichen Lebensbedingungen gestorben ist.
Zum Abschluss dieser Aktion wurde der Entzug der Autonomie der Krim in 1946 und ihre Verwandlung ins Krimer Gebiet, was den endgültigen „Sieg“ des Imperiums über seine eigene Provinz besiegelte.
Der Mythus über die russische Krim.
So sind die Hauptmarksteine der Geschichte der russischen Herrschaft über der Halbinsel Krim, deren Folge nicht nur die Vertreibung und Vernichtung der Urbevölkerung war, sondern auch die Verödung einer ganzen Region, die von den Hauptkommunikationen am Festland abgeschnitten wurde und jenen Teil ihrer Bevölkerung verlor, der mit seiner Arbeit die landwirtschaftliche Erzeugung unterstützte. Wir sehen, dass der Mythos über die „ureigene russische“ Krim keinerlei Kritik aushält. Mit seinen Territorien geht man nicht so barbarisch um, so ein Verhältnis zu seinen Kolonien gab es auch in weniger zivilisierten Imperien als Russland nicht. Darum ist die „Rückkehr der Krim nach hause“, wie es die Kremlpropaganda darstellt, nichts anderes als eine Restaurierung ihres kolonialen Status, was mit so einer Augenfälligkeit bestätigt wird, dass es hier gar keine Kommentare bedarf.
Was den „russischen Sewastopol“ angeht, der scheinbar ein unbestrittenes Symbol der russischen Anwesenheit auf der Krim ist, so muss man anerkennen, dass zum Anwachsen des Ruhms von Sewastopol verschiedene Vertreter des Russischen Imperiums ihren Beitrag geleistet haben: Russen, Ukrainer, Tataren, Menschen anderer Nationalitäten. Aber Russland ist es eigen, sich die Verdienste anderer anzumassen, wie man es jetzt auch an den Spekulationen mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges beobachten kann, der angeblich „nur von Russen“ gewonnen wurde.
Die Entscheidung über die Übergabe der Krim in die Zusammensetzung der Ukrainischen SSR, die in 1954 getroffen wurde – das ist kein „Geschenk“ Russlands an die Ukraine gewesen, denn ihre „ureigene Zugehörigkeit“ zu Russland ist äusserst umstritten. Dies war ein zweckdienlicher Schritt, infolge dessen sehr progressive Veränderungen möglich wurden, in erster Linie für die Landwirtschaft; Wiederherstellung der politischen Autonomie, was auch zur Selbstbestimmung der Halbinsel-Bevölkerung beigetragen hat; und schliesslich auch die Rückkehr der Krimtataren in ihre historische Heimat.
Russland hat der Krim nur Genozid „geschenkt“: die Tragödie der Urbevölkerung – der Krimtataren. Die Ukraine hat dagegen angefangen, die Frage über die Rückkehr dieses Volkes auf seine ureigene Territorien zu lösen.
Nach der neuen Annexion der Krim in 2014 startete ein Rückgangsprozess: die Verwandlung der Krim nicht nur in eine rückständige, isolierte Region, sondern auch der Beginn des totalen Verstosses gegen alle Rechte und Freiheiten des Menschen mit allen sich daraus ergebenden Folgen.
Nur in einem Jahr erreichte die Anzahl der Flüchtlinge aus der Krim 20 000 Menschen. Denken Sie daran, dass es weder 1954, als die Krim zum Teil der Ukrainischen SSR wurde, noch 1991, als sie sich in der Zusammensetzung des unabhängigen Staates Ukraine wiedergefunden hat, Flüchtlinge gab. Die Hysterie „KrimUnser!“ ist das beste Beispiel derselben kolonialen imperialistischen Politik, die rein gar nichts mit der Selbstbestimmung der Völker und der Verteidigung seiner politischen Rechte zu tun hat.
In Wirklichkeit war auf der Krim schon immer der ukrainische Vektor ziemlich stark, was auch durch die Ergebnisse des Allukrainischen Referendums über die Unabhängigkeit der Ukraine 1991 bestätigt wird. Nach seinen Angaben sehen wir, dass allein in der Krimer ASSR aus 67,5% dem Wahlrecht nachgekommener Bürger 54,19% der Krimer für die Unabhängigkeit gestimmt haben (also für den Austritt aus der UdSSR in der Zusammensetzung der Ukraine). Separat in Sewastopol haben von den 63,74% die 57,07% für die Unabhängigkeit gestimmt.
https://de.informnapalm.org/krimunser-oder-noch-einmal-ueber-die-historische-gerechtigkeit/
“KrimUnser!” oder noch einmal über die historische Gerechtigkeit.
Was die Krim in seiner jahrhundertealten Geschichte nicht alles erlebte. Was für Besatzer sie auf ihrer Erde nicht traf. Auf der Krim waren Griechen, Skythen, Genuiner, Bulgaren, Türken, Armenier und viele-viele andere. Die Krim kannte alle Religionen und hat alle Zivilisationen gesehen. Vielen Kriegen ist es nicht gelungen, die einzigartige Vielfältigkeit der Kulturen und die wunderbar urwüchsige Natur dieser herrlichen Ecke der Erde auszulöschen.
Die Krim hat wahrscheinlich eine vollständige kulturelle und politische Autonomie verdient. Aber durch eine Schicksalsfügung ist die Halbinsel geographisch mit dem Territorium verbunden, das nun der modernen Ukraine gehört.
Übrigens, nicht alle wissen, dass die Geschichte der Krim mit der Geschichte der Kiewskaja Rus (dem Vorgänger der Ukraine) auch die Annahme des Christentums vereint, worin die Stadt Chersonesos (zukünftiger Sewastopol) eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, und wo im Jahr 988 der grosse Fürst Wladimir den Taufakt vollführte. Ich erinnere, dass es damals bis zur Blütezeit des Grossen Moskauer Fürstentums (der Basis des modernen Russlands) noch Jahrhunderte blieben…
Zu sagen, dass die Krim nun schwere Zeiten durchlebt – das ist nichts zu sagen. Krim ist zurzeit ein temporär okkupiertes Territorium, das alle Strapazen eines Okkupantenregimes erlebt, obwohl in der Kremlpropaganda verstärkt der Mythos aufgebauscht wird, dass die Krim in ihre „historische Heimat“ zurückgekehrt sei, da sie urrussische Erde sei. Auf diesem Mythos baut sich die ganze Logik der modernen Geopolitik Russlands auf, obwohl es rein gar nichts mit den historischen Realitäten zu tun hat.
Ein Blick in die Geschichte.
Zum ersten Mal wurde die Krim zu einem Teil des russischen Imperiums (just des Imperiums, und nicht Russland als dem Land, das den ethnischen Russen gehört) im Jahr 1783, infolge der Annexion nach dem Sieg Russlands über dem Osmanischen Imperium. Ungefähr zur gleichen Zeit (ca. 1793), nach dem Sieg über die Recz Pospolita wurde durch das Russische Imperium die Rechtsufrige Ukraine (jetzige Kiewer, Schitomirer, Winniza, Tscherkassy und Kirowograder Gebiete) annektiert.
Was dieses Territorium der Zentralen Ukraine angeht, so ruft seine ureigene ukrainische Zugehörigkeit nicht mal bei anrüchigem Schirinowski irgendwelche Zweifel hervor. Daraus folgt, dass es genau so viele Gründe gibt, die Krim als russisch zu bezeichnen, wie die Rechtsufrige Ukraine. Oder man kann mit dem gleichen Erfolg zum Beispiel Georgien als russisch bezeichnen, das durch das Russische Imperium etwas später, in 1801, annektiert wurde.
Ein Imperium ist wie bekannt, ein Konglomerat der Länder und Territorien. An welchen Teil des Territoriums des Russischen Imperiums die Krim angeschlossen wurde – die Frage stand gar nicht im Raum, denn die administrativen Grenzen innerhalb des Imperiums hatten keinerlei Bedeutung. Nach Logik der Dinge müsste die Halbinsel dem Teil der Feste angehören, mit der sie geographisch verbunden ist. Genau so war es während der Zeit des Krimer Khanats, dem ein Teil der Landfeste gehörte (die Schwarzmeerküste des heutigen Festlands der Ukraine).
In Bezug auf die Krim wurde in Russland schon immer die Politik geführt, die man anders als erzkolonial nicht bezeichnen kann. Bei niemandem sollten Zweifel in der Bewertung von wahren Motiven der Krimer Politik des Russischen Imperiums bleiben. Noch ein halbes Jahrhundert vor der Annexion, in 1736, hatte das russische Heer mit dem Feldmarschall Christopher Minich an der Spitze Bachtschyssaraj niedergebrannt und die Vorgebirgskrim verwüstet. Nach der Annexion der Krim in 1783 haben in weniger als 50 Jahren ca. 500 000 Flüchtlinge die Halbinsel verlassen, hauptsächlich- die Krimtataren, die zu dem Zeitpunkt die Mehrheit ihrer Bevölkerung ausmachten.
Wenden wir uns nochmal an Wikipedia: „Nach Angaben der Forscher des Endes 19. Jhdts F.Laschkow und K.German betrug die Bevölkerung des Halbinselteils des Krimer Khanats zum Jahr 1770 circa 500 000 Menschen, 92% davon waren Krimtataren. Die erste russische Volkszählung hat aber in 1793 127,8 Tausend Menschen registriert, darunter 87,8% Krimtataren.“
Somit schrumpfte die Bevölkerung der Halbinsel infolge der Kolonialpolitik bereits in den ersten zwei Jahrzehnten um fast das Vierfache, hauptsächlich durch die Emigration der Krimtataren. Nicht weniger massenhaft war auch die Flüchtlingswelle aus der Krim in 1850-60, nach dem Ende des Krimer Krieges- damals sind noch mal circa 200 000 Krimtataren emigriert.
Das führte zum Verfall der Landwirtschaft und zur fast völligen Verödung des Steppenteils der Krim. Ausser dem Abdrängen der Urbevölkerung aus der Halbinsel übte Russlands Politik auch einen offensichtlichen Genozid aus, nimmt man doch als Beispiel nur den Fall der Ertrinkung von 10 000 Krimtataren nach einem Befehl von Katharina der Grossen, worüber der polnisch-amerikanischer Wissenschaftler schrieb, der Autor des Begriffs „Genozid“ Rafael Lemkin.
Die Krise des Russischen Imperiums, die durch den Ersten Weltkrieg hervorgerufen war, führte zu seinem Zerfall. Infolge dessen hat sich im Juni 1917 ein unabhängiger Staat – die Ukrainische Volksrepublik- gebildet, in dessen Zusammensetzung fast das komplette Territorium der Krim einging (im November 1917 bis Januar 1918 war die Krim eine selbstständige Krimer Volksrepublik). Der junge ukrainische Staat existierte nicht lange, nur bis 1920, bis die Streitkräfte der UVR durch die Rote Armee zerschlagen wurden.
Die Bildung der Sowjet Union in 1922 wurde in Wirklichkeit zur Restaurierung des Russischen Imperiums, nur diesmal unter der Führung der Bolschewiken. Die Krim hat damals Autonomie bekommen, aber nicht in der Zusammensetzung der Ukraine, sondern in der Zusammensetzung der Russischen Sowjetischen Föderativen Sozialistischen Republik. Inwieweit diese Entscheidung Stalins „gerecht“ war, denn die Grenzen wurden überall ziemlich willkürlich gezogen – das ist eine andere Frage.
Möglicherweise wurde es absichtlich gemacht, um die Ukraine zahm zu halten und ihren Austritt aus der UdSSR zu verhindern. Denn das Risiko, die Ukraine als eine Unionsrepublik zu verlieren, war sehr gross. In jedem Fall kann man den Genozid des ukrainischen Volkes in 1932-33, der als Holodomor bekannt ist, in derselben Reihe der Massnahmen der Bezähmung vom stärksten und reichsten Teil der Sowjet Union betrachten, den die Ukraine darstellte.
Der Bezug zur Krim hat sich in der sowjetischen Periode der Geschichte durch nichts von der Kolonialpolitik des Zarismus unterschieden, wenn es nicht noch schlechter gewesen ist. Da ist der Rote Terror in 1917-21, wie auch die Deportation von fast 200 000 Krimtataren im Mai 1944 (wie auch die Deportation anderer Völker der Krim: Bulgaren, Griechen, und auch der Krimdeutschen), infolge welcher fast die Hälfte von ihnen auf dem Weg oder später an Siedlungsorten wegen den unmenschlichen Lebensbedingungen gestorben ist.
Zum Abschluss dieser Aktion wurde der Entzug der Autonomie der Krim in 1946 und ihre Verwandlung ins Krimer Gebiet, was den endgültigen „Sieg“ des Imperiums über seine eigene Provinz besiegelte.
Der Mythus über die russische Krim.
So sind die Hauptmarksteine der Geschichte der russischen Herrschaft über der Halbinsel Krim, deren Folge nicht nur die Vertreibung und Vernichtung der Urbevölkerung war, sondern auch die Verödung einer ganzen Region, die von den Hauptkommunikationen am Festland abgeschnitten wurde und jenen Teil ihrer Bevölkerung verlor, der mit seiner Arbeit die landwirtschaftliche Erzeugung unterstützte. Wir sehen, dass der Mythos über die „ureigene russische“ Krim keinerlei Kritik aushält. Mit seinen Territorien geht man nicht so barbarisch um, so ein Verhältnis zu seinen Kolonien gab es auch in weniger zivilisierten Imperien als Russland nicht. Darum ist die „Rückkehr der Krim nach hause“, wie es die Kremlpropaganda darstellt, nichts anderes als eine Restaurierung ihres kolonialen Status, was mit so einer Augenfälligkeit bestätigt wird, dass es hier gar keine Kommentare bedarf.
Was den „russischen Sewastopol“ angeht, der scheinbar ein unbestrittenes Symbol der russischen Anwesenheit auf der Krim ist, so muss man anerkennen, dass zum Anwachsen des Ruhms von Sewastopol verschiedene Vertreter des Russischen Imperiums ihren Beitrag geleistet haben: Russen, Ukrainer, Tataren, Menschen anderer Nationalitäten. Aber Russland ist es eigen, sich die Verdienste anderer anzumassen, wie man es jetzt auch an den Spekulationen mit der Geschichte des Zweiten Weltkrieges beobachten kann, der angeblich „nur von Russen“ gewonnen wurde.
Die Entscheidung über die Übergabe der Krim in die Zusammensetzung der Ukrainischen SSR, die in 1954 getroffen wurde – das ist kein „Geschenk“ Russlands an die Ukraine gewesen, denn ihre „ureigene Zugehörigkeit“ zu Russland ist äusserst umstritten. Dies war ein zweckdienlicher Schritt, infolge dessen sehr progressive Veränderungen möglich wurden, in erster Linie für die Landwirtschaft; Wiederherstellung der politischen Autonomie, was auch zur Selbstbestimmung der Halbinsel-Bevölkerung beigetragen hat; und schliesslich auch die Rückkehr der Krimtataren in ihre historische Heimat.
Russland hat der Krim nur Genozid „geschenkt“: die Tragödie der Urbevölkerung – der Krimtataren. Die Ukraine hat dagegen angefangen, die Frage über die Rückkehr dieses Volkes auf seine ureigene Territorien zu lösen.
Nach der neuen Annexion der Krim in 2014 startete ein Rückgangsprozess: die Verwandlung der Krim nicht nur in eine rückständige, isolierte Region, sondern auch der Beginn des totalen Verstosses gegen alle Rechte und Freiheiten des Menschen mit allen sich daraus ergebenden Folgen.
Nur in einem Jahr erreichte die Anzahl der Flüchtlinge aus der Krim 20 000 Menschen. Denken Sie daran, dass es weder 1954, als die Krim zum Teil der Ukrainischen SSR wurde, noch 1991, als sie sich in der Zusammensetzung des unabhängigen Staates Ukraine wiedergefunden hat, Flüchtlinge gab. Die Hysterie „KrimUnser!“ ist das beste Beispiel derselben kolonialen imperialistischen Politik, die rein gar nichts mit der Selbstbestimmung der Völker und der Verteidigung seiner politischen Rechte zu tun hat.
In Wirklichkeit war auf der Krim schon immer der ukrainische Vektor ziemlich stark, was auch durch die Ergebnisse des Allukrainischen Referendums über die Unabhängigkeit der Ukraine 1991 bestätigt wird. Nach seinen Angaben sehen wir, dass allein in der Krimer ASSR aus 67,5% dem Wahlrecht nachgekommener Bürger 54,19% der Krimer für die Unabhängigkeit gestimmt haben (also für den Austritt aus der UdSSR in der Zusammensetzung der Ukraine). Separat in Sewastopol haben von den 63,74% die 57,07% für die Unabhängigkeit gestimmt.
- Klick für ganzen Artikel:
- Gab es denn eine Selbstbestimmung der Nation?
Ich erlaube mir noch ein wenig Überlegungen zum Recht der Nationen auf Selbstbestimmung, denn zu diesem Thema gibt es am meisten Spekulationen vonseiten der „KrimUnserer“. Hier übersteigt der Zynismus der kremlischen Obrigkeit, die behauptet, dass sich die Ukraine “freiwillig in zwei Teile geteilt hat“ und dass die Krim angeblich „freiwillig drum gebeten hat“, nach Russland „zurückzukehren“, jegliches Mass.
Tatsächlich gab es etwas ähnliches nicht mal ansatzweise. Das Problem des Separatismus existierte auf der Krim bis zum Februar 2014 gar nicht, trotz der augenfälligen prorussischen Stimmungen eines Teils der Bevölkerung der Halbinsel.
Bis zu dem Zeitpunkt hat die Russen auf der Krim niemand daran gehindert, sich als Russen wahrzunehmen, ihre Wesenseinheit mit Russland zu spüren. Es gab nicht mal eine Andeutung auf Unterdrückung wegen der Sprachfrage (zumindest nicht bis zum März 2014). Es gab keine zwischenethnische Konflikte zwischen Russen, Ukrainern und Krimtataren, in jedem Fall hat die proukrainisch gestimmte Bevölkerung eine ausserordentliche Loyalität allen anderen gegenüber geäussert. Wenn es auch Fälle von Xenophobie gab, so nur vonseiten einzelner prorussisch gestimmter (faktisch- nationalistischer) Gruppen.
Darum rechtfertigen all die Argumente über die Notwendigkeit der Okkupation der Halbinsel die Endergebnisse nicht. Diese Argumente waren nicht für die Menschen, sondern für die Interessen der Geopolitik bestimmt. Fremde Territorien werden nie für die Verteidigung der Interessen der Menschen, die auf ihnen leben, eingenommen. Eher umgekehrt. So hat sich zum Beispiel die Deklaration über den Schutz der russischen Sprache auf der Krim (die als der Hauptgrund für die Invasion galt) in Wirklichkeit in Menschenrechtsverletzung, antiukrainische und antitatarische Politik umgewandelt. Und das trotz der Tatsache, dass der Aggressorstaat offiziell drei Sprachen deklarierte: ukrainisch, russisch und krimtatarisch. Es läuft die Verdrängung der proukrainischen und krimtatarischen Bevölkerung mithilfe der Drohungen, des wirtschaftlichen und administrativen Drucks, die zu physischen Gewaltakten übergehen.
Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Krimer wegen der Annexion nur verloren haben. Vielleicht haben die Bürger Russlands etwas gewonnen, die nun vor Stolz platzen sollten, wegen der Erweiterung ihres Imperiums? Ich denke nicht, dass es so ist. Wenn die Russen glauben, dass sie sich die Krim zurückgeholt haben, so irren sie sich gewaltig.
In Wirklichkeit haben sie diese in März 2014 verloren. Davor hat sie keiner daran gestört, sich auf der Krim wie zuhause zu fühlen, jeden zugänglichen Badeort-Service der gastfreundlichen Krimer nutzend. Nun ist es eine graue Zone, ein okkupiertes Territorium, die in der Perspektive zu einem zweiten Abchasien zu werden droht, die trotz der paradiesischen Natur und des günstigen Klimas bereits seit zwei Jahrzehnten eine Deadzone für Tourismus-Geschäft ist.
Die Situation auf der Krim hat sich prinzipiell von der Situation in Kosovo und anderen ähnlichen Regionen unterschieden (was ja als ein zusätzliches Argument benutzt wurde, um den Separatismus zu rechtfertigen). Hier war alles diametral entgegengesetzt. Bis zum März 2014 ist auf der Krim niemandem der Gedanke in den Kopf gekommen, dass er ein Referendum durchführen und sich an Russland anschliessen möchte.
Selbstverständlich ausser denjenigen, die einen Staatsumsturz zu vollbringen beabsichtigten. Die Geschichte der Abspaltung der Krim wurde sorgfältig regissiert und durch einen massiven Informationskrieg vorbereitet, den Russland gegen die Ukraine mehrere Monate lang zuvor geführt hatte.
Die Propaganda wurde auf bewusst falschen Botschaften über die angeblich nationalistische und extremistische Natur der Protestaktionen auf dem Maidan und nach dem 20. Februar- der kompletten Kiewer Obrigkeit aufgebaut. Es wurden Mythen über die gewaltsame bewaffnete Übernahme der Macht in Kiew und über ethnische Säuberungen der Russischsprachigen erschaffen, die angeblich die „Faschisten“ und „Banderas“ auszuführen vorhatten.
Diese fast tierische Angst hatte keinerlei reale Grundlagen, wurde aber in der propagandistischen Manipulation verwendet. Nun, wo der Krieg im Donbass läuft, verstehen viele von denen, für wen diese Propaganda geführt wurde, dass es nichts ähnliches in Wirklichkeit gab. Aber im März 2014 hat es auf der Krim, wo traditionell russische TV-Sender geschaut wurden und die ukrainischen keine grosse Popularität genossen, doch seine Wirkung gehabt.
Das Sprinter- „Referendum“
Aber auch das war nicht ausreichend, was die Notwendigkeit einer bewaffneten Einnahme der Krim durch die russischen Militärangehörigen hervorgerufen hat, die als Aktionen der „lokalen Selbstverteidigung“ dargestellt wurde. Um all dem wenigstens einen Anschein der Rechtmässigkeit zu verleihen, wurde das „Referendum“ erfunden. Allen ist bekannt, dass das Plebiszit über die Integrität eines Staates nicht von einem Teil dieses Staates entschieden werden kann, was dieses „Referendum“ vom Anfang an rechtswidrig machte.
Aber auch wenn es rechtmässig gewesen wäre, bräuchte man reale Gründe für die Selbstbestimmung. In Wirklichkeit wäre das Referendum für die Separatisten höchstwahrscheinlich verloren gewesen.
Selbstverständlich nur in dem Fall, wenn es ohne die Teilnahme von russischen Militärangehörigen, ohne die einseitige Propaganda, die auf einer totalen Lüge aufgebaut wurde, organisiert gewesen wäre, sondern mit einer normalen Agitation, die die Interessen aller Seiten berücksichtigt, und in normalen Fristen und nicht in Eile- in 10 Tagen – durchgeführt worden wäre.
In anderen Regionen der Welt, wo ähnliche Probleme gelöst werden, nimmt es Jahre in Anspruch. Alles geschieht unter aufmerksamer Beobachtung der internationalen Rechtsorganisationen, unter obligatorischer freier Informierung aller Bevölkerungsschichten und einer sorgfältigen Untersuchung aller möglichen Risiken und Kosten. Ein brillantes Beispiel war hier das Referendum in Schottland am 18. September 2014, das zwei Jahre lang vorbereitet wurde, und wo im Falle einer positiven Entscheidung die Unabhängigkeit Schottlands erst in 1,5 Jahren erklärt werden würde: am 24. März 2016. Wie bekannt, trotz der offensichtlichen separatistischen Stimmungen, haben die Einwohner Schottlands nicht für Unabhängigkeit gestimmt.
Hier war alles umgekehrt. Das war ein schreiendes Beispiel der groben Manipulierung der menschlichen Meinung, die um willen fremder politischer Interessen durch die Propaganda belogen wurden. Ein ehrliches Referendum auf der Krim wäre unausweichlich durchgefallen, denn für die Ablösung der Halbinsel gab es weder eine soziale noch eine wirtschaftliche Basis.
Das reale Bild, das durch die soziologischen Umfragen bestätigt wurde, zeigt auf, dass für den Anschluss der Krim nicht mehr als ein Drittel der Wähler gestimmt hätte. Wobei diese Zahlen die letzten Jahre noch eine Tendenz zur Abnahme hatten.
Selbstverständlich konnte die massive antiukrainische Propaganda, welche die Basisängste der Menschen ausnutzt, das Bild zu Nutzen Russlands ändern, aber nicht soweit, dass die Resultate kritisch werden könnten. Darum haben die Separatisten eklatante Verstösse gegen die Prozeduren der Abstimmung wie auch Falsifikationen begangen, was diese Resultate in keinster Weise als glaubwürdig zu betrachten erlaubt. Reale Resultate, die auf die Regierungsseiten Russlands gekommen sind (und dann schnell wieder gelöscht wurden), bestätigen die Richtigkeit der soziologischen Umfragen. Darüber hat man viel geschrieben, und ich werde mich nicht wiederholen.
Lasst uns noch ein wenig überlegen. Selbst wenn das Referendum legitim wäre und seine Resultate genau so geworden wären, wie sie uns von seinen Organisatoren präsentiert wurden, konnte die Krim nicht an die Russische Föderation angeschlossen werden, denn sie war kein souveräner Staat. Die Sache ist, dass es in den Stimmzetteln des Referendums keine Frage über die Unabhängigkeit Krims gab, was bedeutet, dass die Entscheidung über ihre Unabhängigkeit absolut illegal war.
Ergo hat das Föderationsrat Russlands nicht ein unabhängiges Subjekt angeschlossen, wie es öffentlich erklärt wurde, sondern einen Teil des Territoriums eines anderen Staates. Und das hat nicht nur gegen das internationale Recht und die Gesetze der Ukraine, sondern auch gegen die Gesetzgebung Russlands verstossen, entsprechend welcher so ein Anschluss nur nach einem Einverständnis des Landes möglich ist, dessen Territoriumsteil angeschlossen wird, also der Ukraine.
Ich hatte über diesen Kasus beim Facebook geschrieben, was eine gewaltige Resonanz hervorgerufen hat. Nun führe ich noch einmal alle Argumente auf, um daran zu erinnern, dass die Annexion der Krim absolut gesetzwidrig war. Aber es ist nur ein – wenn auch eins der bekanntesten – Beispiel des Verstosses gegen die Rechtmässigkeit bei der Annexion der Krim. Insgesamt gab es aber so viele Verstösse, dass man ganze Bänder der Akten zusammenstellen kann. Ich denke, es wird die Zeit kommen, wo all diese Dokumente zur Klage bei dem internationalen Gericht der UNO beigefügt werden, das sich mit den territorialen Ansprüchen der Staaten beschäftigt. Die Wahrscheinlichkeit, so einen Prozess zu gewinnen, ist ziemlich hoch.
Aber das Hauptziel dieses Artikels besteht nicht darin, die Rechtswidrigkeit der Krim-Annexion aufzuzeigen, sondern zu zeigen, dass die sogenannte „Erzielung der historischen Gerechtigkeit“, im Namen welcher gegen die Gesetzlichkeit angeblich verstossen wird, nichts anderes ist, als das Resultat einer Spekulation, und gar nicht in der Realität existiert. Es geht um doppelten (sogar zahlreichen) Verstoss, ganz zu schweigen davon, dass infolge der Krim-Annexion auf der Halbinsel eine echte humanitäre Katastrophe geschieht. Es sind Geschäftsverbindungen zwischen der Krim und dem Festland der Ukraine zerstört, Schicksale von einer Menge Menschen wurden zerbrochen; die Kriminalität, wirtschaftliches Chaos und Verarmung in Folge der gewaltigen Preissteigerungen wachsen an, es geschieht Wirtschaftssturz und Zusammenbruch des Badesaisons.
Dem sollte man den Verlust der staatsbürgerlichen Freiheit und den massenhaften Verstoss gegen die Menschenrechte hinzufügen, was vor der militärischen Okkupation auf der Krim nicht existierte.
Dabei werden zum angreifbarsten Bevölkerungsteil der Krim die Krimtataren, gegen welche ein neuer Genozid anfing, die aber mehr als andere ihr Recht auf eigene Freiheit und eigene Selbstbestimmung verdient und durch Leiden erlangt haben. Sollen wir denn davor die Augen verschliessen?
Das alles beweist, dass die sogenannte „Erlangung der historischen Gerechtigkeit“ und die „Rückkehr der Krim“ in Wirklichkeit eine totale grausame Ungerechtigkeit in jeder Hinsicht ist, mehr noch- ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Autor: Pawel Gornostai, Dr. der Psychologiewissenschaften ; InformNapalm; übersetzt von Irina Schlegel
https://de.informnapalm.org/krimunser-oder-noch-einmal-ueber-die-historische-gerechtigkeit/
Re: Berichte von der Krim(alt)
Atomwaffen bald auch auf der Krim?
Der Ukraine-Konflikt hat die Fronten zwischen Russland und den Westmächten weiter verhärtet. Jetzt schließt Russland eine Stationierung von Kernwaffen auf der annektierten Krim nicht aus.
Russland behält sich das Recht vor, auf der annektierten Halbinsel Krim Atomwaffen zu stationieren. "Ich weiß nicht, ob Kernwaffen derzeit dort sind. Ich weiß nichts von irgendwelchen Plänen, aber grundsätzlich darf Russland das", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den Leiter der Abteilung für Rüstungskontrolle im Außenministerium, Michail Uljanowsk.
Russland hatte im März vergangenen Jahres die ukrainische Krim nach einem umstrittenen Referendum annektiert. Gleichzeitig unterstützt das Land nach Überzeugung des Westens und der Regierung in Kiew prorussische Separatisten im Osten der Ukraine. Die Regierung in Moskau weist dies zurück. Die russische Schwarzmeerflotte ist auf der Krim stationiert.
Sinkt die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen?
In der Nato wachsen derweil die Sorgen über den Umgang Russlands mit seinen Atomwaffen. Beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister soll am Donnerstag über eine Analyse zu dem Thema diskutiert werden, die von Experten des Militärbündnisses erstellt wurde. Innerhalb der Allianz wächst Diplomaten zufolge die Sorge, dass das russische Militär die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen herabsetzen könnte.
"Was uns am meisten an dieser Strategie beunruhigt, ist die Modernisierung der russischen Atomstreitkräfte, die verstärkten Manöver dieser Einheiten sowie die mögliche Kombination konventioneller Maßnahmen mit diesen Kräften", sagte einer der Diplomaten. Eine solche Kombination schließe womöglich auch einen Einsatz von Atomwaffen in der sogenannten hybriden Kriegsführung ein.
Die Nato überprüft ihre Strategie
Die Nato wirft Russland eine hybride Kriegsführung in der Ostukraine vor, wozu der Einsatz von Soldaten ohne Hoheitsabzeichen, die Verbreitung von Falschinformationen sowie Hackerangriffe im Internet gehören. Die Militärführung der Nato überprüft deshalb ihre Strategie gegenüber Russland.
Die russische Strategie soll Diplomaten zufolge am Donnerstag beim turnusmäßigen Treffen der Nuklearen Planungsgruppe erörtert werden, zu dem alle Nato-Staaten außer Frankreich gehören. Auch beim gemeinsamen Mittagessen der Verteidigungsminister soll das Thema angeschnitten werden. Diplomaten zufolge dürften die Ressortchefs die möglichen Folgen der neuen russischen Haltung zunächst weiter erörtern, bevor eine Änderung der Nato-Atomstrategie erwogen werden könnte.
Der russische Stabschef Waleri Gerassimow hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass sein Land in diesem Jahr 50 neue atomare Interkontinentalraketen beschaffe. Die Stärkung der Atomstreitkräfte und der konventionellen Truppenteile garantierten, dass die USA und die Nato keine militärische Übermacht gewännen.
Der US-Beratungsgruppe ACA zufolge besitzt Russland rund 4500 Atomsprengköpfe für verschiedene Waffengattungen. Die USA kamen 2013 demnach auf 4800 Sprengköpfe. Von den anderen Nato-Staaten besitzt Frankreich weniger als 300 Atomsprengköpfe und Großbritannien weniger als 160.
Die Verteidigungsminister wollen am Donnerstag in Brüssel zudem die Beschlüsse des Nato-Gipfels von Wales vorantreiben. Dazu gehört der Aufbau einer schnellen Eingreiftruppe für Osteuropa, um schneller auf Bedrohungen reagieren zu können.
Das Verhältnis zwischen Nato und Russland ist wegen der Ukraine-Krise so angespannt wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr. Im vergangenen Jahr stiegen nach Nato-Angaben Jäger des Militärbündnisses rund 400-mal auf, um russische Flugzeuge abzufangen. Die Vorfälle ereigneten sich weitgehend im internationalen Luftraum.
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/6290354/atomwaffen-bald-auch-auf-der-krim-.html
Der Ukraine-Konflikt hat die Fronten zwischen Russland und den Westmächten weiter verhärtet. Jetzt schließt Russland eine Stationierung von Kernwaffen auf der annektierten Krim nicht aus.
Russland behält sich das Recht vor, auf der annektierten Halbinsel Krim Atomwaffen zu stationieren. "Ich weiß nicht, ob Kernwaffen derzeit dort sind. Ich weiß nichts von irgendwelchen Plänen, aber grundsätzlich darf Russland das", zitierte die Nachrichtenagentur Interfax den Leiter der Abteilung für Rüstungskontrolle im Außenministerium, Michail Uljanowsk.
Russland hatte im März vergangenen Jahres die ukrainische Krim nach einem umstrittenen Referendum annektiert. Gleichzeitig unterstützt das Land nach Überzeugung des Westens und der Regierung in Kiew prorussische Separatisten im Osten der Ukraine. Die Regierung in Moskau weist dies zurück. Die russische Schwarzmeerflotte ist auf der Krim stationiert.
Sinkt die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen?
In der Nato wachsen derweil die Sorgen über den Umgang Russlands mit seinen Atomwaffen. Beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister soll am Donnerstag über eine Analyse zu dem Thema diskutiert werden, die von Experten des Militärbündnisses erstellt wurde. Innerhalb der Allianz wächst Diplomaten zufolge die Sorge, dass das russische Militär die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen herabsetzen könnte.
"Was uns am meisten an dieser Strategie beunruhigt, ist die Modernisierung der russischen Atomstreitkräfte, die verstärkten Manöver dieser Einheiten sowie die mögliche Kombination konventioneller Maßnahmen mit diesen Kräften", sagte einer der Diplomaten. Eine solche Kombination schließe womöglich auch einen Einsatz von Atomwaffen in der sogenannten hybriden Kriegsführung ein.
Die Nato überprüft ihre Strategie
Die Nato wirft Russland eine hybride Kriegsführung in der Ostukraine vor, wozu der Einsatz von Soldaten ohne Hoheitsabzeichen, die Verbreitung von Falschinformationen sowie Hackerangriffe im Internet gehören. Die Militärführung der Nato überprüft deshalb ihre Strategie gegenüber Russland.
Die russische Strategie soll Diplomaten zufolge am Donnerstag beim turnusmäßigen Treffen der Nuklearen Planungsgruppe erörtert werden, zu dem alle Nato-Staaten außer Frankreich gehören. Auch beim gemeinsamen Mittagessen der Verteidigungsminister soll das Thema angeschnitten werden. Diplomaten zufolge dürften die Ressortchefs die möglichen Folgen der neuen russischen Haltung zunächst weiter erörtern, bevor eine Änderung der Nato-Atomstrategie erwogen werden könnte.
Der russische Stabschef Waleri Gerassimow hatte in der vergangenen Woche erklärt, dass sein Land in diesem Jahr 50 neue atomare Interkontinentalraketen beschaffe. Die Stärkung der Atomstreitkräfte und der konventionellen Truppenteile garantierten, dass die USA und die Nato keine militärische Übermacht gewännen.
Der US-Beratungsgruppe ACA zufolge besitzt Russland rund 4500 Atomsprengköpfe für verschiedene Waffengattungen. Die USA kamen 2013 demnach auf 4800 Sprengköpfe. Von den anderen Nato-Staaten besitzt Frankreich weniger als 300 Atomsprengköpfe und Großbritannien weniger als 160.
Die Verteidigungsminister wollen am Donnerstag in Brüssel zudem die Beschlüsse des Nato-Gipfels von Wales vorantreiben. Dazu gehört der Aufbau einer schnellen Eingreiftruppe für Osteuropa, um schneller auf Bedrohungen reagieren zu können.
Das Verhältnis zwischen Nato und Russland ist wegen der Ukraine-Krise so angespannt wie seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr. Im vergangenen Jahr stiegen nach Nato-Angaben Jäger des Militärbündnisses rund 400-mal auf, um russische Flugzeuge abzufangen. Die Vorfälle ereigneten sich weitgehend im internationalen Luftraum.
http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/6290354/atomwaffen-bald-auch-auf-der-krim-.html
Re: Berichte von der Krim(alt)
Jetzt? Das war einer der Hauptgründe für die Annexion der Krim. Denn die alten Atomwaffenanlagen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit im Gegensatz zum Rest der Krim im Topzustand.Jetzt schließt Russland eine Stationierung von Kernwaffen auf der annektierten Krim nicht aus.
Tischdienst- Ukraine Tourist
- Lebt in :Ort : bei Hase oder im BGAnzahl der Beiträge : 72
Re: Berichte von der Krim(alt)
KRIMTATAREN FESTGENOMMEN
Am 11. März 2015 gegen sieben Uhr, wurde im Dorf Jastrebovka, Taljat Junusov, geb. 1984, festgenommen. Bewaffnete mit maskierten Gesichtern drangen in die Wohnung ein, teilt sein Vater, Asan Junusov, mit. Es gäbe Videoaufzeichungen von Taljat Junusov auf der Demonstration am 26. Februar 2014 in Simferopol, so die Polizisten. “Sie haben ihn nach Simferopol gebracht. Ich habe keinen Kontakt zu ihm”, sagt der Vater. Die Krimtataren hatten Ende Februar 2014 in Simferopol demonstriert, um zu verdeutlichen, dass sie Teil der Ukraine bleiben wollten. Einen Tag nach ihrer Kundgebung, am 27.2.2014, haben russische Einheiten dann die Halbinsel besetzt. Im Zusammenhang mit dieser Demonstration wurden schon Achtem Chijgoz, der Vizepräsident des Medschlis, (festgenommen am 29. Januar 2015), Iskender Kantemirov am 7. Februar 2015 und Asan Charuchov, am 6. März 2015 festgenommen. Menschenrechtsexperten zum Beispiel der Feldmission Menschenrechte auf der Krim sind davon überzeugt, dass es sich um politische Festnahmen handelt, die die Krimtataren weiter einschüchtern sollen.
SOLL LEHRER WEGEN AKTION ZUM GEBURTSTAG DES UKRAINISCHEN DICHTERS SCHEWCHENKO SEINEN ARBEITSPLATZ VERLIEREN?
Am 9. März, dem Geburtstag des ukrainischen Dichters Taras Schewchenko, demonstrierte der Lehrer Leonid Kuzmin mit zwei anderen in Simferopol, um an diesen Geburtstag zu erinnern. Gleich nach der Aktion wurden die drei Personen festgenommen, ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten ukrainische Symbole gezeigt, die sie zuvor bei der Anmeldung der Aktion nicht angegeben hätten. Am Tag darauf ließ der Direktor der Schule, an der Leonid Kuzmin als Lehrer arbeitet, diesen zu sich rufen und erklärte, dass Lehrer nicht an politischen Aktionen teilnehmen dürften. „Ich würde die Moral der Schüler beschmutzen, wurde mir gesagt“, so Kuzmin. „Ich solle entweder freiwillig die Schule verlassen, bzw. wenn ich das nicht täte, wurde mir die Entlassung angedroht.“
https://gfbvberlin.wordpress.com/2015/03/02/ukrainerussland-chronik-der-ereignisse-im-marz-2015/
Es wird sich sehr wahrscheinlich um jenen Lehrer handeln, von den ich letztens schon berichtete ....
Am 11. März 2015 gegen sieben Uhr, wurde im Dorf Jastrebovka, Taljat Junusov, geb. 1984, festgenommen. Bewaffnete mit maskierten Gesichtern drangen in die Wohnung ein, teilt sein Vater, Asan Junusov, mit. Es gäbe Videoaufzeichungen von Taljat Junusov auf der Demonstration am 26. Februar 2014 in Simferopol, so die Polizisten. “Sie haben ihn nach Simferopol gebracht. Ich habe keinen Kontakt zu ihm”, sagt der Vater. Die Krimtataren hatten Ende Februar 2014 in Simferopol demonstriert, um zu verdeutlichen, dass sie Teil der Ukraine bleiben wollten. Einen Tag nach ihrer Kundgebung, am 27.2.2014, haben russische Einheiten dann die Halbinsel besetzt. Im Zusammenhang mit dieser Demonstration wurden schon Achtem Chijgoz, der Vizepräsident des Medschlis, (festgenommen am 29. Januar 2015), Iskender Kantemirov am 7. Februar 2015 und Asan Charuchov, am 6. März 2015 festgenommen. Menschenrechtsexperten zum Beispiel der Feldmission Menschenrechte auf der Krim sind davon überzeugt, dass es sich um politische Festnahmen handelt, die die Krimtataren weiter einschüchtern sollen.
SOLL LEHRER WEGEN AKTION ZUM GEBURTSTAG DES UKRAINISCHEN DICHTERS SCHEWCHENKO SEINEN ARBEITSPLATZ VERLIEREN?
Am 9. März, dem Geburtstag des ukrainischen Dichters Taras Schewchenko, demonstrierte der Lehrer Leonid Kuzmin mit zwei anderen in Simferopol, um an diesen Geburtstag zu erinnern. Gleich nach der Aktion wurden die drei Personen festgenommen, ihnen wurde vorgeworfen, sie hätten ukrainische Symbole gezeigt, die sie zuvor bei der Anmeldung der Aktion nicht angegeben hätten. Am Tag darauf ließ der Direktor der Schule, an der Leonid Kuzmin als Lehrer arbeitet, diesen zu sich rufen und erklärte, dass Lehrer nicht an politischen Aktionen teilnehmen dürften. „Ich würde die Moral der Schüler beschmutzen, wurde mir gesagt“, so Kuzmin. „Ich solle entweder freiwillig die Schule verlassen, bzw. wenn ich das nicht täte, wurde mir die Entlassung angedroht.“
https://gfbvberlin.wordpress.com/2015/03/02/ukrainerussland-chronik-der-ereignisse-im-marz-2015/
Es wird sich sehr wahrscheinlich um jenen Lehrer handeln, von den ich letztens schon berichtete ....
Re: Berichte von der Krim(alt)
Krims Märchen
Mit viel Pathos holte Wladimir Putin vor einem Jahr die Halbinsel «zurück in den Heimathafen». Ein Besuch bei denen, die nie gejubelt haben.
Diesmal haben sie nur Hunger. Fünf kräftige Männer sitzen um einen Tisch im Café Musafir und blättern in der Speisekarte. Sie haben blonde Bürstenschnitte, auf dem Fahrzeug, das sie draussen auf dem Parkplatz abgestellt haben, steht «Omon». Die Sondereinheit der russischen Polizei wird überall eingesetzt, wo es etwas härter zugeht: bei Demonstrationen, Anti-Terror-Operationen, Razzien. «Sind Sie wirklich nur zum Essen gekommen?», fragt die Wirtin. «Ja, ja. Machen Sie sich keine Sorgen», beteuern die Männer. «Ich frage nur», sagt die Wirtin, «weil wir heute schon eine Überprüfung hatten. Ihre Kollegen sind erst vor zehn Minuten gegangen.»
Die Polizisten bestellen Suppe und Hackfleischspiesse. Draussen ruft der Muezzin. Die Sonne scheint. Über der Terrasse weht die Fahne der Krimtataren, hellblau mit gelbem Dreizack. Nicht mehr lange, dann wird man hier im Freien sitzen können, ins Tal schauen, über die Häuser von Bachtschissarai, der grössten Siedlung von Tataren auf der Krim, und auf den Palast des Khans auf der anderen Strassenseite. Mehr als 300 Jahre war er das Zentrum des Krim-Khanats, bis es 1792 von Katharina II. beendet wurde. Noch im letzten Jahr zog er viele Touristen an.
Doch ob die Urlauber im Sommer wiederkommen, ist ungewiss. Der Tourismus ist nach der Annexion der Krim um mehr als ein Drittel eingebrochen. Es fehlen die Ukrainer, die früher zwei Drittel der Besucher ausmachten. Erst recht ist ungewiss, ob sie auf der Terrasse des Musafir sitzen werden, denn die russischen Behörden haben die Tataren im Visier. «Wir werden wohl bald schliessen müssen», sagt Safie Seytwelijewa, die Wirtin. Die zierliche Frau mit dem langen, dunklen Haar hat das Musafir von ihren Schwiegereltern übernommen. Jetzt sagen die Behörden, hier dürfe kein Restaurant betrieben werden. An der Strasse, die zum Palast führt, ist alle paar Meter ein Restaurant.
Die Wirtin ist zu allen Gästen freundlich, auch zu denen, die ihr Schwierigkeiten machen – wie die hungrigen Polizisten. Aber wenn die Tataren unter sich sind, haben sie einen anderen Namen für alle, die den russischen Staat repräsentieren: Okkupanten.
Die Annexion war geplant
Am 18. März wird es ein Jahr sein, dass die Krim unter russischer Herrschaft steht. Im prunkvollen Sankt-Georgs-Saal des Kreml hatte damals Wladimir Putin erklärt, die Krim sei immer russisch gewesen, russisches Blut habe diese Erde getränkt, russische Soldaten seien hier begraben. Jetzt kehre die Krim «zurück in den Heimathafen».
Ein Jahr später spricht Putin selbst aus, was er stets abgestritten hatte: Die Annexion war eine Geheimdienstoperation. Die Nacht vor der Abschlussfeier zu den Olympischen Spielen in Sotschi hat Putin nicht mit Sportlern oder Staatsgästen verbracht. Als er am 23. Februar zum Ende der Spiele von der Tribüne winkte, wusste er längst, was als Nächstes auf dem Programm steht. In der Dokumentation «Die Krim: Der Weg in die Heimat», von der jetzt das staatliche Fernsehen erste Ausschnitte zeigte, erzählt Putin, wie er in der Nacht auf den 23. Februar die Chefs der Geheimdienste und des Militärs versammelte: «Wir beendeten die Sitzung etwa um sieben Uhr morgens. Als wir uns trennten, sagte ich zu meinen vier Kollegen: ‹Wir sind gezwungen, die Arbeit an der Rückkehr der Krim in den Bestand Russlands zu beginnen.›»
Dass Putin diesmal die ganze Wahrheit sagt, ist zu bezweifeln. Vieles deutet darauf hin, dass die Operation schon vor dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch geplant worden ist. Die Medaillen, mit denen die Beteiligten ausgezeichnet wurden, datieren den Beginn auf den 20. Februar.
Für die Bewohner der Krim macht das heute keinen Unterschied mehr. Vor allem die Tataren leiden unter der russischen Herrschaft. An diesem Vormittag waren deren Vertreter wieder mal ohne Anmeldung im Café Musafir erschienen: eine Staatsanwältin in stahlblauer Uniform, ein Mann im schlammgrünen Anzug des Katastrophenschutzes, eine Frau vom Gesundheitsamt, eine Frau von der Gewerbeaufsicht und ein Mann in Zivil, der sich nicht vorgestellt hat. Sie haben alle Feuerlöscher überprüft, wollten die Küche sehen und die Geschäftsbücher. Nach einer Stunde waren sie wieder weg. «Diesmal hatten sie Probleme mit den Bäumen», sagt Seytwelijewa. Da stünden zu viele zu nah am Haus, das verstosse gegen die Brandschutzregeln.
Tägliche Schikanen
Zum ersten Mal kamen sie wenige Tage nach der Annexion. Männer mit Sturmhauben und Maschinenpistolen durchsuchten das Café, gleichzeitig fand bei Seytwelijewas Familie zu Hause eine Razzia statt. Seitdem wird die Akte jeden Monat dicker. Es sind die bewährten Methoden, mit denen der russische Staat Unternehmer und Kritiker unter Druck setzt. Viele Tataren in Bachtschissarai sind beides. Etwas oberhalb des Cafés liegt das Haus der Seytwelijewas: Weiss gekalkte Wände, runde Türbögen, über dem Eingang hängt ein blaues Nazar-Amulett. In einem Anbau haben sie ein Hotel betrieben, das steht leer. Seit acht Monaten kämpfen sie darum, dass sie es behalten dürfen. Vor zwei Tagen haben sie das Dokument bekommen, dass das Land hier ihnen gehört. Aber der Hotelbetrieb ist immer noch nicht zugelassen.
Die Kinder schlafen schon, als Safie Seytwelijewas Mann nach Hause kommt und die Familie sich zum Abendessen versammelt, Grossmutter Dilyara, Grossvater Risa, Ehemann Rustem. Es gibt Plow, Reis mit Fleisch, dazu eingelegtes Gemüse.
Der Ehemann, jung, zupackend, mit Kapuzenjacke, erzählt: Als er heute zur Arbeit nach Simferopol gefahren ist, hat er die Nachbarin ein Stück mitgenommen. Sie arbeitet in der Steuerbehörde. 10'000 Rubel verdiene sie im Monat, umgerechnet etwa 150 Euro. Sie sei ganz niedergeschlagen gewesen: In der Steuerbehörde wurde ihnen das Programm auf die Computer aufgespielt, mit dem die russischen Behörden arbeiten. Das müsse noch über Befehle bedient werden, so wie in den Anfangszeiten der Computer, weit vor der Einführung von Windows. Zwei Kollegen hätten gleich gekündigt. «Wahrscheinlich sind wir die Einzigen, denen sie davon erzählen kann», sagt der Ehemann. Denn alle wüssten, dass die meisten Tataren die neue Obrigkeit von Anfang an abgelehnt haben. Er habe die Nachbarin getröstet: «Keine Sorge, es wird schon alles werden.» Wenn bislang überhaupt jemand vom Anschluss an Russland profitiert hat, dann sind es die Rentner und Beamten. Ihre Pensionen und Gehälter wurden Schritt für Schritt auf russisches Niveau angehoben. Doch bei der anhaltenden Inflation brachte selbst dies nicht viel. Ein Kilo gutes Rindfleisch kostete vor einem Jahr 50 Rubel, etwa 1 Euro. Jetzt kostet es 130 Rubel, nach heutigem Kurs etwa 2 Euro.
Der Jubel ist vergangen
So ist selbst denen, die den Anschluss an Russland euphorisch gefeiert haben, der Jubel vergangen. Die Grossmutter Dilyara Seytwelijewa erzählt beim Abendessen, dass sie vor einem Jahr auf der Terrasse ihres Wohnhauses stand und auf die Stadt hinabgeblickt habe. Es sei ein Meer aus rot-blau-weissen Fahnen gewesen. Heute weht nur noch eine einzige Fahne am Verwaltungszentrum. Doch auch die, die jetzt ernüchtert sind, mögen nicht sagen, dass der Anschluss ein Fehler gewesen sei. Sie sagen, dass die Umstellung eben Zeit brauche.
Tatsache ist: Alles auf der Krim ist viel teurer geworden, die Mobilfunkverbindungen sind miserabel, seit der ukrainische Betreiber hinausgedrängt wurde. In den Geschäften gibt es kaum noch Auswahl, der Import vom ukrainischen Festland ist aufwendig und teuer, der aus Russland auch. Visa oder Mastercard funktionieren wegen der Sanktionen auf der Krim nicht mehr. Vor allem aber verbringen alle Krim-Bewohner Stunden und Tage in Warteschlangen. Die neuen russischen Pässe gab es schnell. Doch nun müssen Autos neu zugelassen, Immobilien neu registriert, Unternehmen neu angemeldet werden. Es gibt neue Steuern, neue Abgaben, neue Vorschriften für den Warenverkehr, für die Metzger, für die Marktfrauen, für die Buchhalter, für die Händler, für die Wirte. Alles werde zehn Jahre zurückgedreht, klagen sogar prorussisch eingestellte Krim-Bewohner. Modernisierungen, die in den jahrelangen Vorbereitungen auf die Assoziation mit der EU erreicht wurden, würden wieder rückgängig gemacht.
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Krims-Maerchen/story/10684883
Mit viel Pathos holte Wladimir Putin vor einem Jahr die Halbinsel «zurück in den Heimathafen». Ein Besuch bei denen, die nie gejubelt haben.
Diesmal haben sie nur Hunger. Fünf kräftige Männer sitzen um einen Tisch im Café Musafir und blättern in der Speisekarte. Sie haben blonde Bürstenschnitte, auf dem Fahrzeug, das sie draussen auf dem Parkplatz abgestellt haben, steht «Omon». Die Sondereinheit der russischen Polizei wird überall eingesetzt, wo es etwas härter zugeht: bei Demonstrationen, Anti-Terror-Operationen, Razzien. «Sind Sie wirklich nur zum Essen gekommen?», fragt die Wirtin. «Ja, ja. Machen Sie sich keine Sorgen», beteuern die Männer. «Ich frage nur», sagt die Wirtin, «weil wir heute schon eine Überprüfung hatten. Ihre Kollegen sind erst vor zehn Minuten gegangen.»
Die Polizisten bestellen Suppe und Hackfleischspiesse. Draussen ruft der Muezzin. Die Sonne scheint. Über der Terrasse weht die Fahne der Krimtataren, hellblau mit gelbem Dreizack. Nicht mehr lange, dann wird man hier im Freien sitzen können, ins Tal schauen, über die Häuser von Bachtschissarai, der grössten Siedlung von Tataren auf der Krim, und auf den Palast des Khans auf der anderen Strassenseite. Mehr als 300 Jahre war er das Zentrum des Krim-Khanats, bis es 1792 von Katharina II. beendet wurde. Noch im letzten Jahr zog er viele Touristen an.
Doch ob die Urlauber im Sommer wiederkommen, ist ungewiss. Der Tourismus ist nach der Annexion der Krim um mehr als ein Drittel eingebrochen. Es fehlen die Ukrainer, die früher zwei Drittel der Besucher ausmachten. Erst recht ist ungewiss, ob sie auf der Terrasse des Musafir sitzen werden, denn die russischen Behörden haben die Tataren im Visier. «Wir werden wohl bald schliessen müssen», sagt Safie Seytwelijewa, die Wirtin. Die zierliche Frau mit dem langen, dunklen Haar hat das Musafir von ihren Schwiegereltern übernommen. Jetzt sagen die Behörden, hier dürfe kein Restaurant betrieben werden. An der Strasse, die zum Palast führt, ist alle paar Meter ein Restaurant.
Die Wirtin ist zu allen Gästen freundlich, auch zu denen, die ihr Schwierigkeiten machen – wie die hungrigen Polizisten. Aber wenn die Tataren unter sich sind, haben sie einen anderen Namen für alle, die den russischen Staat repräsentieren: Okkupanten.
Die Annexion war geplant
Am 18. März wird es ein Jahr sein, dass die Krim unter russischer Herrschaft steht. Im prunkvollen Sankt-Georgs-Saal des Kreml hatte damals Wladimir Putin erklärt, die Krim sei immer russisch gewesen, russisches Blut habe diese Erde getränkt, russische Soldaten seien hier begraben. Jetzt kehre die Krim «zurück in den Heimathafen».
Ein Jahr später spricht Putin selbst aus, was er stets abgestritten hatte: Die Annexion war eine Geheimdienstoperation. Die Nacht vor der Abschlussfeier zu den Olympischen Spielen in Sotschi hat Putin nicht mit Sportlern oder Staatsgästen verbracht. Als er am 23. Februar zum Ende der Spiele von der Tribüne winkte, wusste er längst, was als Nächstes auf dem Programm steht. In der Dokumentation «Die Krim: Der Weg in die Heimat», von der jetzt das staatliche Fernsehen erste Ausschnitte zeigte, erzählt Putin, wie er in der Nacht auf den 23. Februar die Chefs der Geheimdienste und des Militärs versammelte: «Wir beendeten die Sitzung etwa um sieben Uhr morgens. Als wir uns trennten, sagte ich zu meinen vier Kollegen: ‹Wir sind gezwungen, die Arbeit an der Rückkehr der Krim in den Bestand Russlands zu beginnen.›»
Dass Putin diesmal die ganze Wahrheit sagt, ist zu bezweifeln. Vieles deutet darauf hin, dass die Operation schon vor dem Sturz des ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowitsch geplant worden ist. Die Medaillen, mit denen die Beteiligten ausgezeichnet wurden, datieren den Beginn auf den 20. Februar.
Für die Bewohner der Krim macht das heute keinen Unterschied mehr. Vor allem die Tataren leiden unter der russischen Herrschaft. An diesem Vormittag waren deren Vertreter wieder mal ohne Anmeldung im Café Musafir erschienen: eine Staatsanwältin in stahlblauer Uniform, ein Mann im schlammgrünen Anzug des Katastrophenschutzes, eine Frau vom Gesundheitsamt, eine Frau von der Gewerbeaufsicht und ein Mann in Zivil, der sich nicht vorgestellt hat. Sie haben alle Feuerlöscher überprüft, wollten die Küche sehen und die Geschäftsbücher. Nach einer Stunde waren sie wieder weg. «Diesmal hatten sie Probleme mit den Bäumen», sagt Seytwelijewa. Da stünden zu viele zu nah am Haus, das verstosse gegen die Brandschutzregeln.
Tägliche Schikanen
Zum ersten Mal kamen sie wenige Tage nach der Annexion. Männer mit Sturmhauben und Maschinenpistolen durchsuchten das Café, gleichzeitig fand bei Seytwelijewas Familie zu Hause eine Razzia statt. Seitdem wird die Akte jeden Monat dicker. Es sind die bewährten Methoden, mit denen der russische Staat Unternehmer und Kritiker unter Druck setzt. Viele Tataren in Bachtschissarai sind beides. Etwas oberhalb des Cafés liegt das Haus der Seytwelijewas: Weiss gekalkte Wände, runde Türbögen, über dem Eingang hängt ein blaues Nazar-Amulett. In einem Anbau haben sie ein Hotel betrieben, das steht leer. Seit acht Monaten kämpfen sie darum, dass sie es behalten dürfen. Vor zwei Tagen haben sie das Dokument bekommen, dass das Land hier ihnen gehört. Aber der Hotelbetrieb ist immer noch nicht zugelassen.
Die Kinder schlafen schon, als Safie Seytwelijewas Mann nach Hause kommt und die Familie sich zum Abendessen versammelt, Grossmutter Dilyara, Grossvater Risa, Ehemann Rustem. Es gibt Plow, Reis mit Fleisch, dazu eingelegtes Gemüse.
Der Ehemann, jung, zupackend, mit Kapuzenjacke, erzählt: Als er heute zur Arbeit nach Simferopol gefahren ist, hat er die Nachbarin ein Stück mitgenommen. Sie arbeitet in der Steuerbehörde. 10'000 Rubel verdiene sie im Monat, umgerechnet etwa 150 Euro. Sie sei ganz niedergeschlagen gewesen: In der Steuerbehörde wurde ihnen das Programm auf die Computer aufgespielt, mit dem die russischen Behörden arbeiten. Das müsse noch über Befehle bedient werden, so wie in den Anfangszeiten der Computer, weit vor der Einführung von Windows. Zwei Kollegen hätten gleich gekündigt. «Wahrscheinlich sind wir die Einzigen, denen sie davon erzählen kann», sagt der Ehemann. Denn alle wüssten, dass die meisten Tataren die neue Obrigkeit von Anfang an abgelehnt haben. Er habe die Nachbarin getröstet: «Keine Sorge, es wird schon alles werden.» Wenn bislang überhaupt jemand vom Anschluss an Russland profitiert hat, dann sind es die Rentner und Beamten. Ihre Pensionen und Gehälter wurden Schritt für Schritt auf russisches Niveau angehoben. Doch bei der anhaltenden Inflation brachte selbst dies nicht viel. Ein Kilo gutes Rindfleisch kostete vor einem Jahr 50 Rubel, etwa 1 Euro. Jetzt kostet es 130 Rubel, nach heutigem Kurs etwa 2 Euro.
Der Jubel ist vergangen
So ist selbst denen, die den Anschluss an Russland euphorisch gefeiert haben, der Jubel vergangen. Die Grossmutter Dilyara Seytwelijewa erzählt beim Abendessen, dass sie vor einem Jahr auf der Terrasse ihres Wohnhauses stand und auf die Stadt hinabgeblickt habe. Es sei ein Meer aus rot-blau-weissen Fahnen gewesen. Heute weht nur noch eine einzige Fahne am Verwaltungszentrum. Doch auch die, die jetzt ernüchtert sind, mögen nicht sagen, dass der Anschluss ein Fehler gewesen sei. Sie sagen, dass die Umstellung eben Zeit brauche.
Tatsache ist: Alles auf der Krim ist viel teurer geworden, die Mobilfunkverbindungen sind miserabel, seit der ukrainische Betreiber hinausgedrängt wurde. In den Geschäften gibt es kaum noch Auswahl, der Import vom ukrainischen Festland ist aufwendig und teuer, der aus Russland auch. Visa oder Mastercard funktionieren wegen der Sanktionen auf der Krim nicht mehr. Vor allem aber verbringen alle Krim-Bewohner Stunden und Tage in Warteschlangen. Die neuen russischen Pässe gab es schnell. Doch nun müssen Autos neu zugelassen, Immobilien neu registriert, Unternehmen neu angemeldet werden. Es gibt neue Steuern, neue Abgaben, neue Vorschriften für den Warenverkehr, für die Metzger, für die Marktfrauen, für die Buchhalter, für die Händler, für die Wirte. Alles werde zehn Jahre zurückgedreht, klagen sogar prorussisch eingestellte Krim-Bewohner. Modernisierungen, die in den jahrelangen Vorbereitungen auf die Assoziation mit der EU erreicht wurden, würden wieder rückgängig gemacht.
- Weiterlesen:
- Repressionen oder kleine Schwierigkeiten?
Was für die einen einfach Unannehmlichkeiten im Zuge der Umstellung auf ein anderes System sind, sind für andere gezielte Repressionen. Dass im Durcheinander das eine schwer vom anderen zu unterscheiden ist, macht es dem Staat noch leichter, unbotmässige Gruppen zu schikanieren. Wenn nicht klar ist, welches Gesetz gilt, kann man jeden verfolgen. Und jedem, der sich verfolgt fühlt, kann man erklären, das liege an der Übergangszeit.
Zum Essen hat die Grossmutter den Fernseher leise gestellt. Es läuft der 5. Kanal, der dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko gehört. Auf der Krim ist er jetzt nur noch über Satellit zu empfangen. Immer wieder geht der Alarm auf ihrem Handy, dann laufen irgendwo Nachrichten oder eine Talksendung, die sie unbedingt sehen will, und sie schaltet um und stellt lauter. Wenn etwas ausser der Reihe passiert, rufen Freundinnen an: «Hast du Mustafa gesehen? Schalt ein, schnell!»
Mustafa Dschemiljew, sowjetischer Dissident und bis Ende 2013 Anführer der Krimtataren, ist der ältere Bruder der Grossmutter. Seit April vergangenen Jahres lebt der 71-Jährige in Kiew, Russland lässt ihn nicht mehr auf die Krim reisen. Das Gleiche gilt für Refat Dschubarow, seinen Nachfolger im Vorsitz des Medschlis, des Rats der Krimtataren. Das Gebäude des Medschlis wurde im September beschlagnahmt, das Vermögen der Stiftung eingefroren. Der tatarische Kanal ATM, der letzte Fernsehsender auf der Halbinsel, der nicht vom russischen Staat gesteuert wird, bekommt oft Besuch von der Polizei. Im Januar hat sie den Computerserver beschlagnahmt und das analoge Sendesignal abgeschaltet.
Ein feines Gespür für Gefahr
Grossmutter Dilyara Seytwelijewa war neulich Gast in der Talksendung «Grawitazija». Es ging darum, ob der Medschlis neu gewählt werden soll, da sein Vorsitzender nicht mehr ins Land gelassen wird. «Sie versuchen jetzt, ihre Leute bei uns zu installieren», sagte Dilyara Seytwelijewa in der Sendung, Tataren, die loyal zu Moskau seien. «Aber die Amtszeit des Medschlis geht noch drei Jahre, so lange sollten die Vertreter im Amt bleiben!» Das Wort der Frau hat Gewicht unter den Krimtataren, nach ihrem Auftritt lehnte eine grosse Mehrheit der Zuschauer eine Neuwahl ab.
Zwei Dinge hat die Geschichte die Krimtataren gelehrt: ein feines Gespür für Gefahr und dass sie für ihre Rechte kämpfen müssen, wenn sie nicht untergehen wollen. Der Staat wird ihnen nicht helfen. Als Russland kurz nach der Annexion die Befreiung der Halbinsel von der deutschen Wehrmacht vor 70 Jahren feierte, begingen die Tataren noch einen anderen Gedenktag: Gleich nach der Befreiung im Mai 1944 liess Stalin ihre Grossväter und Grossmütter als Kollaborateure deportieren. Dilyara Seytwelijewa kam vor 63 Jahren in Usbekistan zur Welt. Mit ihrem Mann zog sie 1975 in die Heimat der Vorfahren, vier Jahre später wurden sie wieder vertrieben. Nach Beginn von Gorbatschows Perestroika kehrten sie erneut zurück.
In der russischen Lesart ist die Geschichte der Krim eine Geschichte militärischer Siege. In der der Krimtataren eine von Vertreibung und vom langen Ringen um ein Recht auf Heimat. Heute ist jeder vierte der 2,5 Millionen Krim-Bewohner Tatare – und damit von vornherein verdächtig, nicht loyal zu Moskau zu stehen. «Wir haben auch von der Ukraine nichts geschenkt bekommen», sagt Dilyara Seytwelijewa. Die Tataren haben Gleise besetzt und Strassen blockiert, um eigene Schulen eröffnen zu dürfen mit Unterricht in tatarischer Sprache. Und es hat Jahre gedauert, bis der Medschlis als Interessenvertretung anerkannt wurde und tatarische Abgeordnete ins Parlament kamen. Aber jetzt ist es anders, jetzt haben die Menschen Angst.
Der Vorsitzende des regionalen Medschlis von Bachtschissarai sitzt in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, er habe zu Unruhen aufgerufen. Vor einem Jahr hatten sich am 26. Februar Zehntausende Tataren vor dem Parlament in Simferopol versammelt, um einen Staatsstreich zu verhindern. Es gab Rangeleien mit der Polizei. Doch dann rief der Tataren-Anführer Refat Dschubarow die Leute auf, nach Hause zu gehen, die prorussischen Vertreter hätten ihm eine Garantie gegeben.
In der Nacht nahmen russische Spezialeinheiten das Gebäude unter ihre Kontrolle. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne das erforderliche Quorum wählten die anwesenden Abgeordneten Sergei Aksjonow zum neuen Chef der Krim-Regierung und beschlossen ein Referendum zum Anschluss an Russland. «Viele können sich heute nicht verzeihen, dass sie damals den Platz geräumt haben», sagt die Grossmutter.
Charmeoffensive des Kreml
Zuerst hat Russland sich noch bemüht, die Tataren auf seine Seite zu ziehen. Putin unterschrieb ein Gesetz zur Rehabilitierung der verfolgten Tataren. «Aber niemand kann mir sagen, was daraus folgt», sagt Dilyara Seytwelijewa. «Sie haben uns versprochen, dass es drei Amtssprachen geben wird – Russisch, Ukrainisch und Krimtatarisch. Aber gleichzeitig haben sie das einzige ukrainische Gymnasium auf der Krim geschlossen. Das muss man sich mal vorstellen: Sie warnen vor der Unterdrückung der russischen Sprache, aber von 600 Schulen auf der Krim waren eine ukrainisch und 15 tatarisch!» Zur Charmeoffensive des Kreml gehörten auch die Besuche der muslimischen Brüder aus Russland. Die russische Republik Tatarstan übernahm die Patenschaft für Bachtschissarai. «Zwei- oder dreimal ist sogar der Präsident von Tatarstan gekommen, um uns zu überzeugen», erzählt Grossmutter Seytwelijewa. Die Tataren von der Wolga und von der Krim sind unterschiedliche Völker, sie sprechen unterschiedliche Sprachen, wenn auch beide Turksprachen sind. Doch die Besuche hatten einen anderen Effekt, als vom Kreml erwünscht: Die Gäste aus Tatarstan entwickelten Sympathien für die Krimtataren. Die Minister von dort hätten ihnen dann im Vertrauen gesagt: «Was man euch auch versprechen wird, das werden sie nie einhalten.» In letzter Zeit sind die Besuche weniger geworden.
Zäh wie Pech sickert der neue Staat in den Alltag. Was im ukrainischen System geschmiert lief, verklebt. Und manches muss neu geschmiert werden, nach Regeln, die noch nicht klar sind. In der Ukraine hatten die Menschen gelernt, nichts vom Staat zu erwarten und sich selbst durchzuwursteln. Jetzt kommt der starke russische Staat. Aber statt Strassen zu bauen und Schulen zu renovieren, erstickt seine Bürokratie erst mal alle Eigeninitiative.
Der Umweg der Steckdosen
Der Ehemann von Safie Seytwelijewa erlebt das jeden Tag. Er hat in der Türkei Wirtschaft studiert und ein paar Jahre dort gearbeitet. Dann ist er zurückgekommen auf die Krim, hat eine Familie gegründet und einen Elektrohandel aufgemacht. Bisher hat er seine Waren von Herstellern auf dem ukrainischen Festland bezogen. Aber die Grenzkontrollen machen den Handel fast unmöglich. Zum Beispiel Steckdosen. Die kommen aus einer Fabrik in Odessa. Auf dem Seeweg ist das direkte Nachbarschaft, aber es gibt keinen Fährverkehr. Auf dem Landweg wären es weniger als 500 Kilometer bis Simferopol. «Aber dort kostet uns die Abfertigung 200 Dollar pro Kubikmeter.» Oft stünden die Laster tagelang. «Ein ganzer Laster fasst Steckdosen für 20'000 Dollar. Die Abfertigung würde noch einmal so viel kosten!»
Die Steckdosen nehmen jetzt den Umweg um das Kriegsgebiet im Donbass herum, überqueren die russische Grenze bei Charkiw, werden über Rostow am Don nach Krasnodar gefahren und dann mit der Fähre auf die Halbinsel. Wenn sie in Simferopol ankommen, waren sie 2200 Kilometer unterwegs, mehr als viermal so weit wie früher. Und sie sind ein Drittel teurer. «So steigen die Preise auf der Krim.»
Safie Seytwelijewa hat nach dem Abendessen Kaffee gekocht, türkischen Mokka. Dazu gibt es Datteln, Rosinen und Baklava aus Blätterteig mit Honig. Manchmal, so sagt die Grossmutter beim Nachtisch, wundere sie sich, wie leichtgläubig die Menschen seien, wie leicht es für das russische Fernsehen sei, ihnen Geschichten zu erzählen. Im Internet könnte man doch überprüfen, was davon stimmt und was nicht. Aber das mache offenbar keiner. Deshalb habe sie auch unterschätzt, welche Wirkung es auf die Menschen hatte, als im Winter 2014 Horrormärchen verbreitet wurden über die angeblichen Faschisten, die sich aufmachten, bald in der Krim einzufallen.
Nach der Annexion habe jedenfalls auch ihr Nachbar, ein Ukrainer, eine russische Fahne aufgezogen. Jetzt sagt er: «Ich erwarte nichts Gutes mehr.»
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Krims-Maerchen/story/10684883
Re: Berichte von der Krim(alt)
Die Überschrift alleine fasst alles schon perfekt zusammen! Generell einer der wenigen guten Artikel zur Ukraine vom SRF!
Krim-Annexion: Rentner froh, Junge arbeitslos, Zukunft ungewiss
Knapp ein Jahr ist es her, dass Russland die Krim annektiert hat. Für die Bewohner der Halbinsel hat sich einiges geändert. Doch nicht alle Träume sind in Erfüllung gegangen. Denn der Alltag ist nach wie vor problematisch, wie SRF-Korrespondent Peter Gysling weiss.
Viele Menschen auf der Krim begrüssen auch ein Jahr nach dem Anschluss an Russland die Entscheidung des Kremls. SRF-Korrespondent Peter Gysling begleitet die Geschehnisse auf der Halbinsel im Schwarzen Meer und das Leben der Menschen seit mehreren Jahren. Für SRF News zieht er in Fazit der letzten 12 Monate und den damit einhergehenden Veränderungen.
Die Stimmung
Man ist hier vom Selbstverständnis her mehrheitlich russisch. Die Bindung an das russische Mutterland – auch wenn sie lange Jahre eigentlich gar keine grössere Rolle mehr spielte – ist stärker denn je. Da fällt es bisher auch nicht ins Gewicht, wenn die Preise steigen und die Versorgung sich zunehmend verschlechtert.
Viele schlagen sich als Selbstversorger durch und hoffen schlicht und einfach auf bessere Zeiten. Das ist die Grundstimmung. Daneben gibt es ein paar Intellektuelle, die unzufrieden sind. Aber das ist eine Minderheit.
Wirklich profitiert haben vom Anschluss bisher nur die Pensionäre. Deren Renten wurden an die russischen angepasst. Das Problem ist nur, dass die Erhöhung nahezu komplett von der Teuerung aufgefressen wird. Nichtsdestotrotz sehen sich viele von ihnen als Gewinner.
Die Verlierer
Vor allem die Titularnation, die Angehörigen der muslimischen krimtatarischen Minderheit, werden unter der neuen russischen Herrschaft zum Teil drangsaliert. Zahlreiche Krimtataren haben deshalb die Halbinsel verlassen. Sie fürchten, dass sie – wie einst unter Stalin – auch unter Putin deportiert oder zumindest noch stärker benachteiligt werden könnten.
Ähnlich geht es auch jenen ukrainischen Krimbewohnern. Viele verweigern sich der russischen Staatsbürgerschaft und haben deshalb bisher keinen russischen Pass beantragt.
Die Wirtschaft
Die Krim, das war schon vor dem Anschluss an Russland kein wirtschaftlich starkes Gebiet. Man arbeitete bei der Schwarzmeerflotte – egal ob russisch oder ukrainisch, in der Verwaltung, in der Landwirtschaft oder im Tourismus. Wobei Tourismus in dem Fall nur heisst, dass man als Kellner oder Angestellte in einem der vielen «Sanatorien» tätig war.
Tourismus, das hiess vielfach auch, dass man in der Saison Teile seiner Wohnung oder seines Hauses an Gäste vermietete. Das ist heute etwas schwieriger geworden, denn die Gäste bleiben zunehmend aus. Die internationalen sowieso, aber zunehmend auch jene aus Russland. Denn entweder gibt es nur den Luftweg – der ist aber teuer – oder aber man nimmt die Fähre von Kertsch.
Aber auch das ist mühsam. So waren im letzten Sommer Wartezeiten von bis zu zwei Tagen keine Seltenheit. Das wollen auch viele Russen – bei aller patriotischen Verbundenheit – nicht gerne auf sich nehmen. Zwar versucht man von Seiten Moskaus, durch Werbung Touristen auf die Krim zu bringen, doch diese Anstrengungen sind im vergangenen Sommer zum Teil verpufft.
Gewissermassen stellvertretend für die ausgebliebenen Touristen konnten im vergangenen Sommer viele Zimmer oder leerstehende Wohnungen an Vertriebene aus der Ostukraine vermietet werden, die vorübergehend auf der Krim Schutz suchten. Offiziell verkauft man das Ausbleiben der Touristen als Durststrecke. Bisher schlucken die Einheimischen die bittere Pille. Der nationale Taumel überdeckt bisher vieles.
Die Arbeitslosigkeit
Ich gehe von einer gestiegenen Arbeitslosigkeit aus. Viele Jüngere haben die Halbinsel inzwischen verlassen und sich anderswo eine Arbeit gesucht. Wenn man nicht beim Staat oder Flotte beschäftigt ist, oder seinen eigenen kleinen Landwirtschaftsbetrieb unterhält, sieht es düster aus.
Die Kosten
Die russische Propaganda tut alles, um die Bürger im Glauben zu lassen, man befände sich in einem kriegsähnlichen Zustand. Das muss dann als Rechtfertigung für vieles dienen. Im Moment kann Russland den Anschluss der Krim aus seinen Reserven bezahlen. Aber es ist klar, dass viele Kosten entstanden sind und noch weitere entstehen werden. Doch darüber spricht man ungern.
Hinzu kommt, dass die Wirtschaftspolitik unter Putin alles andere als ein Erfolgsprojekt ist. Er hat es verpasst, die Wirtschaft zu diversifizieren und zu modernisieren. Noch immer müssen Basisprodukte und Lebensmittel in grossem Umfang eingeführt werden.
Russland lebt vor allem von den Einnahmen aus dem Rohstoffexport. Jetzt allerdings, wo die Preise bei Gas und Öl fallen und die Sanktionen des Westens hinzukommen, zeigt sich die Wirtschaftsstagnation immer deutlicher. Aber noch überlagert die patriotische Stimmung alle für Jedermann ersichtlichen Engpässe.
Die Zukunft
Wenn ich heute auf die Krim komme, sehe ich, dass fast alle Symbole, die an Ukraine erinnern könnten, demontiert sind. Überall flattern russische Wimpel. Und das wird sich wohl auf absehbare Zeit nicht ändern – zumindest glaube ich das.
Aber die Ereignisse der letzten Jahrzehnte haben uns auch gelehrt, dass der Lauf der Geschichte nur sehr schwer vorhersehbar ist und uns jederzeit immer wieder überraschen kann. Aber aus meiner Sicht ist die Krim für die Ukraine verloren.
http://www.srf.ch/news/international/krim-annexion-rentner-froh-junge-arbeitslos-zukunft-ungewiss
Krim-Annexion: Rentner froh, Junge arbeitslos, Zukunft ungewiss
Knapp ein Jahr ist es her, dass Russland die Krim annektiert hat. Für die Bewohner der Halbinsel hat sich einiges geändert. Doch nicht alle Träume sind in Erfüllung gegangen. Denn der Alltag ist nach wie vor problematisch, wie SRF-Korrespondent Peter Gysling weiss.
Viele Menschen auf der Krim begrüssen auch ein Jahr nach dem Anschluss an Russland die Entscheidung des Kremls. SRF-Korrespondent Peter Gysling begleitet die Geschehnisse auf der Halbinsel im Schwarzen Meer und das Leben der Menschen seit mehreren Jahren. Für SRF News zieht er in Fazit der letzten 12 Monate und den damit einhergehenden Veränderungen.
Die Stimmung
Man ist hier vom Selbstverständnis her mehrheitlich russisch. Die Bindung an das russische Mutterland – auch wenn sie lange Jahre eigentlich gar keine grössere Rolle mehr spielte – ist stärker denn je. Da fällt es bisher auch nicht ins Gewicht, wenn die Preise steigen und die Versorgung sich zunehmend verschlechtert.
Viele schlagen sich als Selbstversorger durch und hoffen schlicht und einfach auf bessere Zeiten. Das ist die Grundstimmung. Daneben gibt es ein paar Intellektuelle, die unzufrieden sind. Aber das ist eine Minderheit.
Wirklich profitiert haben vom Anschluss bisher nur die Pensionäre. Deren Renten wurden an die russischen angepasst. Das Problem ist nur, dass die Erhöhung nahezu komplett von der Teuerung aufgefressen wird. Nichtsdestotrotz sehen sich viele von ihnen als Gewinner.
Die Verlierer
Vor allem die Titularnation, die Angehörigen der muslimischen krimtatarischen Minderheit, werden unter der neuen russischen Herrschaft zum Teil drangsaliert. Zahlreiche Krimtataren haben deshalb die Halbinsel verlassen. Sie fürchten, dass sie – wie einst unter Stalin – auch unter Putin deportiert oder zumindest noch stärker benachteiligt werden könnten.
Ähnlich geht es auch jenen ukrainischen Krimbewohnern. Viele verweigern sich der russischen Staatsbürgerschaft und haben deshalb bisher keinen russischen Pass beantragt.
Die Wirtschaft
Die Krim, das war schon vor dem Anschluss an Russland kein wirtschaftlich starkes Gebiet. Man arbeitete bei der Schwarzmeerflotte – egal ob russisch oder ukrainisch, in der Verwaltung, in der Landwirtschaft oder im Tourismus. Wobei Tourismus in dem Fall nur heisst, dass man als Kellner oder Angestellte in einem der vielen «Sanatorien» tätig war.
Tourismus, das hiess vielfach auch, dass man in der Saison Teile seiner Wohnung oder seines Hauses an Gäste vermietete. Das ist heute etwas schwieriger geworden, denn die Gäste bleiben zunehmend aus. Die internationalen sowieso, aber zunehmend auch jene aus Russland. Denn entweder gibt es nur den Luftweg – der ist aber teuer – oder aber man nimmt die Fähre von Kertsch.
Aber auch das ist mühsam. So waren im letzten Sommer Wartezeiten von bis zu zwei Tagen keine Seltenheit. Das wollen auch viele Russen – bei aller patriotischen Verbundenheit – nicht gerne auf sich nehmen. Zwar versucht man von Seiten Moskaus, durch Werbung Touristen auf die Krim zu bringen, doch diese Anstrengungen sind im vergangenen Sommer zum Teil verpufft.
Gewissermassen stellvertretend für die ausgebliebenen Touristen konnten im vergangenen Sommer viele Zimmer oder leerstehende Wohnungen an Vertriebene aus der Ostukraine vermietet werden, die vorübergehend auf der Krim Schutz suchten. Offiziell verkauft man das Ausbleiben der Touristen als Durststrecke. Bisher schlucken die Einheimischen die bittere Pille. Der nationale Taumel überdeckt bisher vieles.
Die Arbeitslosigkeit
Ich gehe von einer gestiegenen Arbeitslosigkeit aus. Viele Jüngere haben die Halbinsel inzwischen verlassen und sich anderswo eine Arbeit gesucht. Wenn man nicht beim Staat oder Flotte beschäftigt ist, oder seinen eigenen kleinen Landwirtschaftsbetrieb unterhält, sieht es düster aus.
Die Kosten
Die russische Propaganda tut alles, um die Bürger im Glauben zu lassen, man befände sich in einem kriegsähnlichen Zustand. Das muss dann als Rechtfertigung für vieles dienen. Im Moment kann Russland den Anschluss der Krim aus seinen Reserven bezahlen. Aber es ist klar, dass viele Kosten entstanden sind und noch weitere entstehen werden. Doch darüber spricht man ungern.
Hinzu kommt, dass die Wirtschaftspolitik unter Putin alles andere als ein Erfolgsprojekt ist. Er hat es verpasst, die Wirtschaft zu diversifizieren und zu modernisieren. Noch immer müssen Basisprodukte und Lebensmittel in grossem Umfang eingeführt werden.
Russland lebt vor allem von den Einnahmen aus dem Rohstoffexport. Jetzt allerdings, wo die Preise bei Gas und Öl fallen und die Sanktionen des Westens hinzukommen, zeigt sich die Wirtschaftsstagnation immer deutlicher. Aber noch überlagert die patriotische Stimmung alle für Jedermann ersichtlichen Engpässe.
Die Zukunft
Wenn ich heute auf die Krim komme, sehe ich, dass fast alle Symbole, die an Ukraine erinnern könnten, demontiert sind. Überall flattern russische Wimpel. Und das wird sich wohl auf absehbare Zeit nicht ändern – zumindest glaube ich das.
Aber die Ereignisse der letzten Jahrzehnte haben uns auch gelehrt, dass der Lauf der Geschichte nur sehr schwer vorhersehbar ist und uns jederzeit immer wieder überraschen kann. Aber aus meiner Sicht ist die Krim für die Ukraine verloren.
http://www.srf.ch/news/international/krim-annexion-rentner-froh-junge-arbeitslos-zukunft-ungewiss
Re: Berichte von der Krim(alt)
Definition von Faschismus=
Ein Gericht auf der Krim stellt fest, die ukrainische Flagge sei ein “verbotenes Symbol”
“Verboten” und “Extremisten”? Neue Festnahmen wegen ukrainischer Bändchen
Zwei der Männer, die am 13. März von einem Gericht Simferopol wegen Tragens ukrainischer Fahnen und Bänder verurteilt wurden, bewiesen am Samstag, sie sich nicht einschüchtern lassen. Leonid Kusmin und Oleksandr Krawtschenko wurden am Samstag im Schewtschenko-Park festgenommen, wobei Krawtschenko die gleichen ukrainischen Bändchen (in blau und gelb) trug. Kusmin scheint nichts an der Kleidung oder in der Hand getragen zu haben, was man neuerdings auf der Krim als “verboten” ansieht, insofern wurde vermutlich alleine schon die Tatsache, dass er zum Denkmal Taras Schewtschenkos ging, um dort mit Journalisten zu sprechen, als aufrührerisches Verhalten angesehen.
Oder doch “Extremisten”?
Es ist nicht klar, ob die Gerichtsentscheidung vom 13. März die Vollzugsbeamten auf die Idee brachte, dass jegliche Demonstrationen der ukrainischen Identität verboten ist, oder ob die Tatsache, sich nach einer Verurteilung öffentlich zu zeigen, bereits als “Extremismus” angesehen wird. Krawtschenko und Kusmin wurden ins Zentrum für die Bekämpfung von Extremismus eingeliefert, nachdem sie von der Polizei und der sogenannten “Selbstverteidigung” angehalten worden waren. Bei der sogenannten “Selbstverteidigung” handelt es sich um Paramilitärs, die das Besatzungsregime einsetzt, um z.T. gewaltsam gegen abweichende Meinungen vorzugehen, seit russische Soldaten die Kontrolle [über die Krim] übernahmen haben. Sie wurden einige Stunden später mit “nur” einer Verwarnung wieder freigelassen, wie Krawtschenko es nennt, befahl man ihnen, sich “gut zu benehmen”.
Der Veranstalter und zwei Teilnehmer einer friedlichen Aktion anlässlich des 201. Jahrestages der Geburt des ukrainischen Dichters Taras Schewtschenko wurden zur Ableistung gemeinnütziger Arbeit verurteilt, der Veranstalter Leonid Kusmin ist außerdem von Entlassung [von seinem Arbeitsplatz] bedroht.
[i]Das Ereignis, bei dem drei Krimer von der Polizei festgenommen, wegen Vorwürfen des “Extremismus” verhört und nun von einem Gericht der russisch besetzten Krim bestraft wurden, kann hier angesehen werden:
Der gesamte Artikel ist hier zu finden-
http://de.euromaidanpress.com/2015/03/16/ein-gericht-auf-der-krim-stellt-fest-die-ukrainische-flagge-sei-ein-verbotenes-symbol/
Zuletzt von Umnichka am Di 17 März 2015 - 19:04 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet (Grund : Video eingebettet)
Thomas- FORENLEGENDE
- Lebt in :Ort : BozenAnzahl der Beiträge : 981
Re: Berichte von der Krim(alt)
Für mich gleicht es schon an die Judenverfolgung was dort abgeht. Einfach beschämend solche Prozesse und Dummheit hoch 3
Dicker- Ukraine Fanat
- Lebt in :Ort : Frankfurt und ZaporozhyeAnzahl der Beiträge : 275Alter : 63
Re: Berichte von der Krim(alt)
POROSCHENKO UND ERDOGAN WOLLEN KRIMTATAREN HELFEN
Am 20. März trafen sich die Präsidenten der Ukraine und der Türkei in Kiew. Sie vereinbarten gemeinsame Initiativen zum Schutz der Krimtataren. Poroschenko dankte der Türkei, dass sie nicht gleichgültig gegenüber dem Schicksal der Ukraine und besonders der Krimtataren sei. Erdogan betonte nochmal, dass die Türkei die Annexion der Krim an Russland nicht anerkenne. Die Krimtataren seien seit einem Jahr unter ständigem Druck, das zeigten die eigenen Beobachtungen, betonte Erdogan.
MUSS DER KRIMTATARISCHE FERNSEHSENDER ATR SEINE ARBEIT EINSTELLEN?
Erneut bestätigte der de facto Präsident der Krim, Sergej Aksjonow, in einem Interview mit Ria Novosti , dass diejenigen Fernseh- und Radiosender auf der Krim, die die Hoffnung nähren, die Krim könne wieder Teil der Ukraine werden, nicht mehr senden dürften. Seine Kritik bezog sich direkt auf ATR, den einzigen krimtatarischen Sender weltweit. Wenn eine Neuregistrierung nicht in letzter Minute erfolgreich ist, muss dieser seine Arbeit auf der Krim am 1. April einstellen. Unterdessen hat der Minister für Informationspolitik der Ukraine, Juri Stets, versicherst, ATR könne vom ukrainischen Festland aus senden.
NEUER MEDSCHLIS-VIZEPRÄSIDENT
Am 21. März 2015 trafen sich in Simferopol 24 Mitglieder des Medschlis. Nariman Dzhelal wurde als erster stellvertretender Medschlis Präsident bestimmt. Er soll die Aktivitäten des Medschlis auf der Krim überwachen. Der aktuelle Präsident Refat Tschubarow darf nicht mehr auf die Krim einreisen, der frühere erste Vizepräsident Achtem Chijgoz ist in Haft. Ilmij Umerov rückt ins Medschlis Präsidium auf.
https://gfbvberlin.wordpress.com/2015/03/02/ukrainerussland-chronik-der-ereignisse-im-marz-2015/
Am 20. März trafen sich die Präsidenten der Ukraine und der Türkei in Kiew. Sie vereinbarten gemeinsame Initiativen zum Schutz der Krimtataren. Poroschenko dankte der Türkei, dass sie nicht gleichgültig gegenüber dem Schicksal der Ukraine und besonders der Krimtataren sei. Erdogan betonte nochmal, dass die Türkei die Annexion der Krim an Russland nicht anerkenne. Die Krimtataren seien seit einem Jahr unter ständigem Druck, das zeigten die eigenen Beobachtungen, betonte Erdogan.
MUSS DER KRIMTATARISCHE FERNSEHSENDER ATR SEINE ARBEIT EINSTELLEN?
Erneut bestätigte der de facto Präsident der Krim, Sergej Aksjonow, in einem Interview mit Ria Novosti , dass diejenigen Fernseh- und Radiosender auf der Krim, die die Hoffnung nähren, die Krim könne wieder Teil der Ukraine werden, nicht mehr senden dürften. Seine Kritik bezog sich direkt auf ATR, den einzigen krimtatarischen Sender weltweit. Wenn eine Neuregistrierung nicht in letzter Minute erfolgreich ist, muss dieser seine Arbeit auf der Krim am 1. April einstellen. Unterdessen hat der Minister für Informationspolitik der Ukraine, Juri Stets, versicherst, ATR könne vom ukrainischen Festland aus senden.
NEUER MEDSCHLIS-VIZEPRÄSIDENT
Am 21. März 2015 trafen sich in Simferopol 24 Mitglieder des Medschlis. Nariman Dzhelal wurde als erster stellvertretender Medschlis Präsident bestimmt. Er soll die Aktivitäten des Medschlis auf der Krim überwachen. Der aktuelle Präsident Refat Tschubarow darf nicht mehr auf die Krim einreisen, der frühere erste Vizepräsident Achtem Chijgoz ist in Haft. Ilmij Umerov rückt ins Medschlis Präsidium auf.
https://gfbvberlin.wordpress.com/2015/03/02/ukrainerussland-chronik-der-ereignisse-im-marz-2015/
Re: Berichte von der Krim(alt)
Unterdrückung der Pressefreiheit
"Auf der Krim gelten keine Gesetze"
Eingehakt laufen sie die Straße entlang, als wären sie ein Liebespaar. Die Handykameras verstecken die Reporter unter den Mänteln, filmen heimlich, damit niemand merkt, was sie tun. Es ist ungemütlich geworden für kritische Journalisten auf der Krim, das erzählt Alexander Jankowski in der Geschäftsstelle von "Reporter ohne Grenzen" in Berlin: "Ich weiß nicht, wie lange unsere Korrespondenten ihre Arbeit noch machen können."
Jankowski ist TV-Produzent und arbeitet für den ukrainischen Fernsehsender Chernomorskaya TV, bis vor Kurzem der größte unabhängige Sender der Krim. Vor ziemlich genau einem Jahr jedoch besetzten russische Soldaten ohne Hoheitsabzeichen die Krim, die eigentlich zur Ukraine gehört. Danach wurden dort alle ukrainischen Fernsehsender aus dem Kabelnetz genommen, ihre Ausrüstung und ihr Besitz beschlagnahmt. Einfach so, ohne Entschädigung. "Auf der Krim gelten keine Gesetze", sagt Jankowski. Chernomorskaya TV zog nach Kiew um, auch Jankowski verließ seine Heimat.
Journalisten arbeiten im Geheimen
Heute läuft auf der Krim über Kabel nur noch russisches Staatsfernsehen. Lediglich der krimtatarische Sender ATR durfte bleiben. Auch Zeitungen in ukrainischer Sprache werden nicht mehr auf die Insel geliefert. Chernomorskaya TV können die Bewohner der Krim nur noch über Satellit empfangen.
"Reporter ohne Grenzen" beurteilt die Verhältnisse auf der besetzten Insel kritisch. Journalisten würden eingeschüchtert, an ihrer Arbeit gehindert, verhaftet und unter Druck gesetzt. Drei Korrespondenten hat Chernomorskaya TV dort noch, drei Journalisten die ihrer Arbeit im Geheimen nachgehen müssen. "Als Zeitungsjournalist geht das vielleicht noch, als Radioreporter wird es schon schwieriger, weil man hin und wieder etwas aufnehmen muss", sagt Jankowski. "Als Fernsehjournalist ist es ganz schwierig, weil es selbst bei Handykameras auffällt, wenn jemand ständig filmt."
Seine Kollegen sind nicht die Einzigen, die Schwierigkeiten mit dem Krim-Regime haben. Am 26. Januar 2015 etwa durchsuchten bewaffnete Uniformierte die Büroräume von ATR in Simferopol. Die Männer beschlagnahmten Server und andere Geräte, unterbrachen den Sendebetrieb.
Dabei habe sich ATR, so sagt es Jankowski, zunächst mit den neuen Machthabern arrangiert, sich angepasst - um nicht wie die ukrainischen Sender geschlossen zu werden. "Doch anscheinend nicht genug", sagt Jankowksi. Den Journalisten wurde in den vergangenen Monaten vorgeworfen, "Misstrauen gegen die Staatsmacht" und "russlandkritische Haltungen zu fördern".
Kritiker der Annexion fliehen
Auch Mitarbeiter tatarischer Zeitungen bestellte der russische Geheimdienst in den vergangenen Monaten mehrmals ein und verwarnte sie, beklagt "Reporter ohne Grenzen". Das Haus einer Bloggerin und Mitarbeiterin von Krym.Realii - einem Projekt von Radio Liberty, an dem auch Jankowski mitarbeitet - wurde im September 2014 von der Anti-Extremismus-Abteilung der Krim durchsucht. Die Bloggerin wurde stundenlang zu ihren russlandkritischen Berichten verhört. Sie floh schließlich von der Krim, wie viele andere Oppositionelle und Journalisten.
Sie erleiden nun das Schicksal vieler Exil-Journalisten und -Schriftsteller. Sie wollen berichten über das, was in ihrer Heimat geschieht, wollen Kritik üben und dadurch an den Machtverhältnissen rütteln. Doch gleichzeitig sind sie selbst abgeschnitten von den Ereignissen, sind auf Quellen und Mitarbeiter angewiesen, die wiederum eine Verhaftung riskieren.
"Ich höre oft: Was erzählst du da vom Leben auf der Krim, du sitzt doch in Kiew", sagt Jankowski. "Aber zurück kann ich nicht, weil ich dann wohl ins Gefängnis käme." Das könne auf der Krim schon aus geringerem Grund passieren, sagt der Journalist. Zwei Bekannte von ihm seien kürzlich zu Sozialstunden verurteilt worden, nur weil sie einen Anstecker in den ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau an ihren Jacken gehabt hätten - wegen des Tragens "extremistischer Symbole".
Ziel der Machthaber auf der Krim sei es, kritische Journalisten und Oppositionelle zu vertreiben, sagt Jankwoski. Mit einigem Erfolg, wie man an seiner eigenen Redaktion sehen kann. Zurück bleiben die, die ohnehin lieber zu Russland gehören möchten, sich über die höheren Renten freuen und die neue Regierung in Kiew für Faschisten halten. Denn die gibt es natürlich auf der Krim, das muss auch der Journalist zugeben. Oder diejenigen, die sich arrangiert haben mit den neuen Verhältnissen. Und lieber still abwarten, als ihre Heimat zu verlassen.
http://www.sueddeutsche.de/medien/unterdrueckung-der-pressefreiheit-auf-der-krim-gelten-keine-gesetze-1.2407670
"Auf der Krim gelten keine Gesetze"
Eingehakt laufen sie die Straße entlang, als wären sie ein Liebespaar. Die Handykameras verstecken die Reporter unter den Mänteln, filmen heimlich, damit niemand merkt, was sie tun. Es ist ungemütlich geworden für kritische Journalisten auf der Krim, das erzählt Alexander Jankowski in der Geschäftsstelle von "Reporter ohne Grenzen" in Berlin: "Ich weiß nicht, wie lange unsere Korrespondenten ihre Arbeit noch machen können."
Jankowski ist TV-Produzent und arbeitet für den ukrainischen Fernsehsender Chernomorskaya TV, bis vor Kurzem der größte unabhängige Sender der Krim. Vor ziemlich genau einem Jahr jedoch besetzten russische Soldaten ohne Hoheitsabzeichen die Krim, die eigentlich zur Ukraine gehört. Danach wurden dort alle ukrainischen Fernsehsender aus dem Kabelnetz genommen, ihre Ausrüstung und ihr Besitz beschlagnahmt. Einfach so, ohne Entschädigung. "Auf der Krim gelten keine Gesetze", sagt Jankowski. Chernomorskaya TV zog nach Kiew um, auch Jankowski verließ seine Heimat.
Journalisten arbeiten im Geheimen
Heute läuft auf der Krim über Kabel nur noch russisches Staatsfernsehen. Lediglich der krimtatarische Sender ATR durfte bleiben. Auch Zeitungen in ukrainischer Sprache werden nicht mehr auf die Insel geliefert. Chernomorskaya TV können die Bewohner der Krim nur noch über Satellit empfangen.
"Reporter ohne Grenzen" beurteilt die Verhältnisse auf der besetzten Insel kritisch. Journalisten würden eingeschüchtert, an ihrer Arbeit gehindert, verhaftet und unter Druck gesetzt. Drei Korrespondenten hat Chernomorskaya TV dort noch, drei Journalisten die ihrer Arbeit im Geheimen nachgehen müssen. "Als Zeitungsjournalist geht das vielleicht noch, als Radioreporter wird es schon schwieriger, weil man hin und wieder etwas aufnehmen muss", sagt Jankowski. "Als Fernsehjournalist ist es ganz schwierig, weil es selbst bei Handykameras auffällt, wenn jemand ständig filmt."
Seine Kollegen sind nicht die Einzigen, die Schwierigkeiten mit dem Krim-Regime haben. Am 26. Januar 2015 etwa durchsuchten bewaffnete Uniformierte die Büroräume von ATR in Simferopol. Die Männer beschlagnahmten Server und andere Geräte, unterbrachen den Sendebetrieb.
Dabei habe sich ATR, so sagt es Jankowski, zunächst mit den neuen Machthabern arrangiert, sich angepasst - um nicht wie die ukrainischen Sender geschlossen zu werden. "Doch anscheinend nicht genug", sagt Jankowksi. Den Journalisten wurde in den vergangenen Monaten vorgeworfen, "Misstrauen gegen die Staatsmacht" und "russlandkritische Haltungen zu fördern".
Kritiker der Annexion fliehen
Auch Mitarbeiter tatarischer Zeitungen bestellte der russische Geheimdienst in den vergangenen Monaten mehrmals ein und verwarnte sie, beklagt "Reporter ohne Grenzen". Das Haus einer Bloggerin und Mitarbeiterin von Krym.Realii - einem Projekt von Radio Liberty, an dem auch Jankowski mitarbeitet - wurde im September 2014 von der Anti-Extremismus-Abteilung der Krim durchsucht. Die Bloggerin wurde stundenlang zu ihren russlandkritischen Berichten verhört. Sie floh schließlich von der Krim, wie viele andere Oppositionelle und Journalisten.
Sie erleiden nun das Schicksal vieler Exil-Journalisten und -Schriftsteller. Sie wollen berichten über das, was in ihrer Heimat geschieht, wollen Kritik üben und dadurch an den Machtverhältnissen rütteln. Doch gleichzeitig sind sie selbst abgeschnitten von den Ereignissen, sind auf Quellen und Mitarbeiter angewiesen, die wiederum eine Verhaftung riskieren.
"Ich höre oft: Was erzählst du da vom Leben auf der Krim, du sitzt doch in Kiew", sagt Jankowski. "Aber zurück kann ich nicht, weil ich dann wohl ins Gefängnis käme." Das könne auf der Krim schon aus geringerem Grund passieren, sagt der Journalist. Zwei Bekannte von ihm seien kürzlich zu Sozialstunden verurteilt worden, nur weil sie einen Anstecker in den ukrainischen Nationalfarben Gelb und Blau an ihren Jacken gehabt hätten - wegen des Tragens "extremistischer Symbole".
Ziel der Machthaber auf der Krim sei es, kritische Journalisten und Oppositionelle zu vertreiben, sagt Jankwoski. Mit einigem Erfolg, wie man an seiner eigenen Redaktion sehen kann. Zurück bleiben die, die ohnehin lieber zu Russland gehören möchten, sich über die höheren Renten freuen und die neue Regierung in Kiew für Faschisten halten. Denn die gibt es natürlich auf der Krim, das muss auch der Journalist zugeben. Oder diejenigen, die sich arrangiert haben mit den neuen Verhältnissen. Und lieber still abwarten, als ihre Heimat zu verlassen.
http://www.sueddeutsche.de/medien/unterdrueckung-der-pressefreiheit-auf-der-krim-gelten-keine-gesetze-1.2407670
Re: Berichte von der Krim(alt)
EIN JAHR NACH DER ANNEXION DER KRIM
Kaltes Erwachen
Vor einem Jahr wurde die Krim von Russland annektiert. Die Frage, wie es den Menschen jetzt geht, wird entlang ethnischer Linien und politischer Überzeugungen entschieden. Ein Besuch bei Gewinnern und Verlieren der Annexion
Es ist Montag, „Tag des Verteidigers des Vaterlandes“, ein Feiertag in Russland. Simferopol ist voller Männer in Uniform, tagsüber nehmen sie an Paraden Teil, abends stehen sie betrunken vor kleinen Läden, in denen es Alkohol und Zigaretten gibt. Sogar ein paar Kosaken sind dabei, mit staubigen schwarzen Stiefeln, in deren rechten Schaft sie eine schwarze Peitsche gesteckt haben.
Die Restaurants der Stadt sind mit russischen Flaggen dekoriert, die Werbetafeln zeigen Bären und zitieren alte Sowjet-Motive. Ukrainisch ist aus den Neon-Schriftzügen über den Geschäften und aus den Schaufenstern verschwunden. Auch Tatarisch, die turkstämmige Sprache der Krimtataren, soll seltener geworden sein.
Zu sagen, wie es den Menschen auf der Krim geht, ein Jahr nach der russischen Annexion, ist schwierig. Von den etwas über zwei Millionen Einwohnern der Krim sind eine Million ethnische Russen, 500.000 Ukrainer und 300.000 Krimtataren. Die anderen Bewohner gehören zu kleineren Gruppen, sie sind Armenier, Polen oder Moldauer. Die Frage, wie es den Menschen geht, wird entlang der großen ethnischen Linien entschieden – und der politischen Überzeugungen.
„Auf der Straße riefen die Leute Rossija, Rossija“
Maria ist eine Gewinnerin der Annexion. Sie sitzt am Tisch in ihrem geräumigen Büro in einem zentralen Polizeigebäude der Krim und bietet Kaffe aus einer kleinen Espressomaschine an. Gelegentlich klingelt das neue iPhone, ihre Fingernägel glänzen orange, ihre Lippen blass rosa und ihre Augen begeistert blau. Die blonde Frau Mitte 30 will nicht fotografiert werden und sie will auch nicht mit ihrem richtigen Namen erwähnt werden. Ein offizielles Interview hätte sie erst mit der Presseabteilung der Polizei in Moskau absprechen müssen. Aber sie will trotzdem erzählen, so begeistert ist sie von ihrer neuen Krim.
Nach dem Referendum konnte Maria nur vor die Haustür in ihrem Viertel gehen, nicht auf die Plätze in der Stadt. Sie war hochschwanger. Aber auch in ihrem Viertel waren die Straßen voller Menschen und abends explodierte über den Häusern ein Feuerwerk und sie sah ihre Nachbarschaft noch nie so glücklich. „Rossija, Rossija“ riefen die Leute auf der Straße.
In der Ukraine verdiente Maria noch 3000 Hrywnja, das waren damals 300 Euro. Ihre Eltern und die Eltern ihres Mannes mussten der jungen Familie helfen, über die Runden zu kommen. Es sah nicht so aus, als würde sich bald etwas ändern. Maria und ihr Mann überlegten, nach Europa auszuwandern. Vielleicht nach Deutschland, sie hatte dort als Kind fünf Jahre mit ihrer Familie gelebt. Ihr Vater war in einer Kaserne der Sowjetarmee stationiert, nicht weit von Berlin. Deutschland hat ihr gefallen. Sie selbst spricht noch ein bisschen Deutsch aus dieser Zeit.
Korruption? „So was gibt es unter Russland nicht“
Nach der Annexion haben Maria und ihr Mann diese Pläne über den Haufen geworfen. Sie macht dazu mit ihrer linken Hand eine Bewegung, als würde sie tatsächlich etwas über ihre linke Schulter werfen. Europa ist nichts mehr für sie. Eine Freundin des Ehepaars lebt in Schweden. Als sie sie einmal besuchten, landeten sie in einer Bar, die voller schwuler Männer war. Ihr Mann scherzte, er hätte Angst aufs Klo zu gehen. Maria glaubt, dass die schwedischen Behörden einer Mutter das Kind wegnehmen, wenn es auf der Straße weint und sagt, dass die Eltern böse sind. Es werde dann auch nicht an alte Menschen gegeben, die es großziehen, sondern an junge, homosexuelle Paare. Maria findet es gut, dass die Krim nicht mit der Ukraine näher an Europa rückt. Sie will auch privat nicht mehr nach Europa. Auf einer Fortbildung in Moskau sei allen Beamten empfohlen worden, die Ferien lieber in Russland zu verbringen.
Nach der Annexion, sagt Maria, sind alle die bei der Behörde rausgeflogen, die es nicht verdient hätten, dort zu arbeiten: die Korrupten und Faulen. „Unter Russland gibt es sowas nicht“, sagt Maria. Schwer vorstellbar, dass sie das selbst glaubt – schließlich geht sie jeden Morgen an den teuren schwarzen Geländewagen vorbei, die vor dem Haupteingang stehen.
Von den rund zwei Millionen Menschen, die auf der Krim leben, sind etwas mehr als 10 Prozent Tataren. Unter Stalin wurden die Krimtataren enteignet und nach Sibirien, Zentralasien und in den Ural deportiert. Alle fünf Jahre wählen sie den Kurultaj, gewissermaßen ein Parlament der Krimtataren. Der Kurultaj bestimmt die Mitglieder des Medschlis, die politische Repräsentation der Tataren.
Bibliotheken werden nach verbotenen Büchern durchsucht
Vor der Machtübernahme sprach sich der Medschlis gegen die Annexion durch Russland aus. Am 26.02.2014, einen Tag bevor das Parlament gestürmt und die Regierung der Krim abgesetzt wurde, demonstrierten die Tataren vor dem Parlamentsgebäude. Seit dem die Halbinsel russisch ist, stehen die Tataren in der Opposition zum neuen Herrscher, Sergei Aksjonow. Die Polizei geht hart gegen die tatarische Minderheit vor: Etliche Moscheen und Bibliotheken wurden nach Büchern durchsucht, die auf der Krim jetzt verboten sind. Die Biografie von Tataren-Führer Mustafa Dschemilow „Die Stimme der Krimtataren, die für Jahrzehnte nicht gehört wurde“ ist so ein verbotenes Buch. Oder die zwölf Bände von „Ukrainischer Genozid, Holodomor 1932-33“ die den Massenmord des Systems Stalin an Ukrainern beschreiben. Auch Bibliotheken wurden schon nach verbotenen Büchern durchsucht. Mann muss sich das mal auf der Zuge zergehen lassen: Bibliotheken auf der Krim werden nach verbotenen Büchern durchsucht. Im Januar 2015 wurde sogar die Direktorin der Bibliothek von Feodosia zu einer Geldstrafe verurteilt, weil in Ihrer Bibliothek das verbotene Geschichtsbuch gefunden wurde.
Es gab auch Hausdurchsuchungen bei tatarischen Familien. Die Polizei sagte, sie suche nach Drogen oder befürchte Extremismus, aber allen Beteiligten ist klar, dass die Durchsuchungen politisch motiviert sind. Krimtataren wurden eingesperrt, manche verschwanden und sind bis heute nicht wider aufgetaucht. Der tatarische Aktivist Reschat Achmetow wurde am 03. März 2014 von Männern in Camouflage-Uniformen in Simferopol festgenommen. Knapp zwei Wochen später wurde seine Leiche gefunden. Er wurde mit Stichen in den Oberkörper getötet. Der Fall ist bis jetzt nicht aufgeklärt, die russischen Behörden verweigern den Anwälten der Familie die Akteneinsicht. Oft ist bei den Festnahmen nicht klar, von welcher Organisation die bewaffneten Männer kommen: Polizei, Geheimdienst oder bewaffnete prorussische Miliz.
Die Verlierer der Annexion wohnen in Bachtschissaraj, 30 Kilometer von Simferopol entfernt. Im Mitjtelalter war Bachtschissaraj die Hauptstadt des Tatarenreichs. Man kann heute noch einen Palast des Khans auf einem Hügel über der Stadt besichtigen. Im Palast steht auch der berühmte Tränen-Brunnen. Alexander Puschkin hat ein Gedicht über den Brunnen geschrieben – da hatte Katharina die Große die Krim und Bachtschissaraj schon annektiert.
Elmira Chijgosa sitzt in einem tatarischen Café, im Osten der Stadt. Aus dem Fenster sieht man über eine schmale Schlucht, über die Dächer von Wohnhäusern und grüne Hügel. Sie trägt eine braune Lederjacke mit beigem Halstuch und ihr Haar offen.
Früher war Elmira Chijgosa als Geschäftsführerin für das kulturelle Erbe Bachtschissarajs und den Brunnen verantwortlich. Ihr Vertrag wurde nicht mehr verlängert, ohne dass man ihr gesagt hätte, warum. Als ich sie am Tag vor unserem Treffen anrufe, ist sie in Tränen aufgelöst. Ihr Mann, Achtem Chijgos, ist seit drei Wochen im Gefängnis. Gerade wurde die Untersuchungshaft bis zum 19.05. verlängert. Elmira wirkt konzentriert und aufgeräumt, aber man merkt, wie sie sich zusammenreißt. Hin und wieder glänzen ihre Augen im Gespräch wässrig, aber es fällt keine Träne.
Kaltes Erwachen
Vor einem Jahr wurde die Krim von Russland annektiert. Die Frage, wie es den Menschen jetzt geht, wird entlang ethnischer Linien und politischer Überzeugungen entschieden. Ein Besuch bei Gewinnern und Verlieren der Annexion
Es ist Montag, „Tag des Verteidigers des Vaterlandes“, ein Feiertag in Russland. Simferopol ist voller Männer in Uniform, tagsüber nehmen sie an Paraden Teil, abends stehen sie betrunken vor kleinen Läden, in denen es Alkohol und Zigaretten gibt. Sogar ein paar Kosaken sind dabei, mit staubigen schwarzen Stiefeln, in deren rechten Schaft sie eine schwarze Peitsche gesteckt haben.
Die Restaurants der Stadt sind mit russischen Flaggen dekoriert, die Werbetafeln zeigen Bären und zitieren alte Sowjet-Motive. Ukrainisch ist aus den Neon-Schriftzügen über den Geschäften und aus den Schaufenstern verschwunden. Auch Tatarisch, die turkstämmige Sprache der Krimtataren, soll seltener geworden sein.
Zu sagen, wie es den Menschen auf der Krim geht, ein Jahr nach der russischen Annexion, ist schwierig. Von den etwas über zwei Millionen Einwohnern der Krim sind eine Million ethnische Russen, 500.000 Ukrainer und 300.000 Krimtataren. Die anderen Bewohner gehören zu kleineren Gruppen, sie sind Armenier, Polen oder Moldauer. Die Frage, wie es den Menschen geht, wird entlang der großen ethnischen Linien entschieden – und der politischen Überzeugungen.
„Auf der Straße riefen die Leute Rossija, Rossija“
Maria ist eine Gewinnerin der Annexion. Sie sitzt am Tisch in ihrem geräumigen Büro in einem zentralen Polizeigebäude der Krim und bietet Kaffe aus einer kleinen Espressomaschine an. Gelegentlich klingelt das neue iPhone, ihre Fingernägel glänzen orange, ihre Lippen blass rosa und ihre Augen begeistert blau. Die blonde Frau Mitte 30 will nicht fotografiert werden und sie will auch nicht mit ihrem richtigen Namen erwähnt werden. Ein offizielles Interview hätte sie erst mit der Presseabteilung der Polizei in Moskau absprechen müssen. Aber sie will trotzdem erzählen, so begeistert ist sie von ihrer neuen Krim.
Nach dem Referendum konnte Maria nur vor die Haustür in ihrem Viertel gehen, nicht auf die Plätze in der Stadt. Sie war hochschwanger. Aber auch in ihrem Viertel waren die Straßen voller Menschen und abends explodierte über den Häusern ein Feuerwerk und sie sah ihre Nachbarschaft noch nie so glücklich. „Rossija, Rossija“ riefen die Leute auf der Straße.
In der Ukraine verdiente Maria noch 3000 Hrywnja, das waren damals 300 Euro. Ihre Eltern und die Eltern ihres Mannes mussten der jungen Familie helfen, über die Runden zu kommen. Es sah nicht so aus, als würde sich bald etwas ändern. Maria und ihr Mann überlegten, nach Europa auszuwandern. Vielleicht nach Deutschland, sie hatte dort als Kind fünf Jahre mit ihrer Familie gelebt. Ihr Vater war in einer Kaserne der Sowjetarmee stationiert, nicht weit von Berlin. Deutschland hat ihr gefallen. Sie selbst spricht noch ein bisschen Deutsch aus dieser Zeit.
Korruption? „So was gibt es unter Russland nicht“
Nach der Annexion haben Maria und ihr Mann diese Pläne über den Haufen geworfen. Sie macht dazu mit ihrer linken Hand eine Bewegung, als würde sie tatsächlich etwas über ihre linke Schulter werfen. Europa ist nichts mehr für sie. Eine Freundin des Ehepaars lebt in Schweden. Als sie sie einmal besuchten, landeten sie in einer Bar, die voller schwuler Männer war. Ihr Mann scherzte, er hätte Angst aufs Klo zu gehen. Maria glaubt, dass die schwedischen Behörden einer Mutter das Kind wegnehmen, wenn es auf der Straße weint und sagt, dass die Eltern böse sind. Es werde dann auch nicht an alte Menschen gegeben, die es großziehen, sondern an junge, homosexuelle Paare. Maria findet es gut, dass die Krim nicht mit der Ukraine näher an Europa rückt. Sie will auch privat nicht mehr nach Europa. Auf einer Fortbildung in Moskau sei allen Beamten empfohlen worden, die Ferien lieber in Russland zu verbringen.
Nach der Annexion, sagt Maria, sind alle die bei der Behörde rausgeflogen, die es nicht verdient hätten, dort zu arbeiten: die Korrupten und Faulen. „Unter Russland gibt es sowas nicht“, sagt Maria. Schwer vorstellbar, dass sie das selbst glaubt – schließlich geht sie jeden Morgen an den teuren schwarzen Geländewagen vorbei, die vor dem Haupteingang stehen.
Von den rund zwei Millionen Menschen, die auf der Krim leben, sind etwas mehr als 10 Prozent Tataren. Unter Stalin wurden die Krimtataren enteignet und nach Sibirien, Zentralasien und in den Ural deportiert. Alle fünf Jahre wählen sie den Kurultaj, gewissermaßen ein Parlament der Krimtataren. Der Kurultaj bestimmt die Mitglieder des Medschlis, die politische Repräsentation der Tataren.
Bibliotheken werden nach verbotenen Büchern durchsucht
Vor der Machtübernahme sprach sich der Medschlis gegen die Annexion durch Russland aus. Am 26.02.2014, einen Tag bevor das Parlament gestürmt und die Regierung der Krim abgesetzt wurde, demonstrierten die Tataren vor dem Parlamentsgebäude. Seit dem die Halbinsel russisch ist, stehen die Tataren in der Opposition zum neuen Herrscher, Sergei Aksjonow. Die Polizei geht hart gegen die tatarische Minderheit vor: Etliche Moscheen und Bibliotheken wurden nach Büchern durchsucht, die auf der Krim jetzt verboten sind. Die Biografie von Tataren-Führer Mustafa Dschemilow „Die Stimme der Krimtataren, die für Jahrzehnte nicht gehört wurde“ ist so ein verbotenes Buch. Oder die zwölf Bände von „Ukrainischer Genozid, Holodomor 1932-33“ die den Massenmord des Systems Stalin an Ukrainern beschreiben. Auch Bibliotheken wurden schon nach verbotenen Büchern durchsucht. Mann muss sich das mal auf der Zuge zergehen lassen: Bibliotheken auf der Krim werden nach verbotenen Büchern durchsucht. Im Januar 2015 wurde sogar die Direktorin der Bibliothek von Feodosia zu einer Geldstrafe verurteilt, weil in Ihrer Bibliothek das verbotene Geschichtsbuch gefunden wurde.
Es gab auch Hausdurchsuchungen bei tatarischen Familien. Die Polizei sagte, sie suche nach Drogen oder befürchte Extremismus, aber allen Beteiligten ist klar, dass die Durchsuchungen politisch motiviert sind. Krimtataren wurden eingesperrt, manche verschwanden und sind bis heute nicht wider aufgetaucht. Der tatarische Aktivist Reschat Achmetow wurde am 03. März 2014 von Männern in Camouflage-Uniformen in Simferopol festgenommen. Knapp zwei Wochen später wurde seine Leiche gefunden. Er wurde mit Stichen in den Oberkörper getötet. Der Fall ist bis jetzt nicht aufgeklärt, die russischen Behörden verweigern den Anwälten der Familie die Akteneinsicht. Oft ist bei den Festnahmen nicht klar, von welcher Organisation die bewaffneten Männer kommen: Polizei, Geheimdienst oder bewaffnete prorussische Miliz.
Die Verlierer der Annexion wohnen in Bachtschissaraj, 30 Kilometer von Simferopol entfernt. Im Mitjtelalter war Bachtschissaraj die Hauptstadt des Tatarenreichs. Man kann heute noch einen Palast des Khans auf einem Hügel über der Stadt besichtigen. Im Palast steht auch der berühmte Tränen-Brunnen. Alexander Puschkin hat ein Gedicht über den Brunnen geschrieben – da hatte Katharina die Große die Krim und Bachtschissaraj schon annektiert.
Elmira Chijgosa sitzt in einem tatarischen Café, im Osten der Stadt. Aus dem Fenster sieht man über eine schmale Schlucht, über die Dächer von Wohnhäusern und grüne Hügel. Sie trägt eine braune Lederjacke mit beigem Halstuch und ihr Haar offen.
Früher war Elmira Chijgosa als Geschäftsführerin für das kulturelle Erbe Bachtschissarajs und den Brunnen verantwortlich. Ihr Vertrag wurde nicht mehr verlängert, ohne dass man ihr gesagt hätte, warum. Als ich sie am Tag vor unserem Treffen anrufe, ist sie in Tränen aufgelöst. Ihr Mann, Achtem Chijgos, ist seit drei Wochen im Gefängnis. Gerade wurde die Untersuchungshaft bis zum 19.05. verlängert. Elmira wirkt konzentriert und aufgeräumt, aber man merkt, wie sie sich zusammenreißt. Hin und wieder glänzen ihre Augen im Gespräch wässrig, aber es fällt keine Träne.
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Die Biker-Gang „Nachtwölfe“ verteidigt die russische Krim
Am 29. Januar 2015 wurde Elmiras Mann Achtem, Vizepräsident des Medschlis, während eines politischen Treffen verhaftet. Achtem durfte Elmira nicht anrufen. Sie erfuhr von Bekannten von der Verhaftung. Die erste Verhandlung wurde noch für den selben Abend um 22 Uhr angesetzt. Der Richter beantragte Untersuchungshaft. Achtem wurde vorgeworfen, bei einer Demonstration vor elf Monaten, am 26.02.2014 zu Massenunruhen aufgerufen zu haben. Auf besagter Demonstration starben zwei Menschen: Der eine erlitt einen Herzinfarkt, die Todesursache des zweiten ist nicht aufgeklärt. Nun wird Achtem Chijgos die Schuld an den Toden gegeben, da er die Menge aufgestachelt hätte. Die Tatsache, dass er erst 11 Monate nach dem Vorfall in Untersuchungshaft genommen wurde, legt nahe, dass es ein politisches Verfahren ist.
Am Morgen nach der Festnahme, um 7.15 Uhr, steht eine bewaffnete Spezialeinheit vor Elmiras Haustür und zeigt einen Durchsuchungsbefehl. Zehn Stunden, sagt Elmira, waren 20 Polizisten bei ihr zu hause. Sie haben in ihren Sachen gewühlt, sie haben Teile des Fußbodens aufgerissen. Und letztendlich 2000 Dollar, 100 Euro, zwei Laptops, zwei Mobiltelefone und ein paar alte Münzen mitgenommen.
„Fliehen ist keine Option“
Elmira glaubt nicht, dass ihr Mann am 19. Mai aus der Untersuchungshaft entlassen wird. Natürlich hat sie auch eine Meinung zu der Politik auf der Krim, aber damit will sie nicht in der Zeitung zitiert werden, es ist ihr zu gefährlich. Es kommt vor, dass direkt nach einem Gespräch mit ausländischer Presse der russische Geheimdienst FSB anruft und fragt, worüber man gesprochen hätte.
Fliehen, sagt Elmira, ist keine Option. „Meine Großeltern sind hier, meine Familie ist hier. Wir können ja jetzt nicht schon wieder gehen, wo wir gerade in unsere Heimat zurückgekehrt sind. Wo sollen wir denn sein, wenn nicht auf der Krim.“ Nach der Deportation durch Stalin war Elmiras Familie erst Mitte der 90er auf die Krim zurückgekehrt.
Jeder in Bachtschissaraj kennt Elmira und Achtem, jeder weiß, wofür sie stehen. Als wir nach dem Interview den Tee bezahlen wollen, sagt die Bedienung, die Rechnung sei schon beglichen worden.
50 Kilometer von Bachtschyssaraj entfernt liegt Sewastopol. Man kennt die Bilder des Hafens und der russische Schwarzmeer-Flotte aus den Nachrichten. Schon aus dem Bus kann man die U-Boote im dunklen Wasser sehen.
Als Anna vor 32 Jahren in Sewastopol geboren wurde, war die Stadt noch geschlossen. Nur mit einem Passierschein durfte man an dem Checkpoint vorbei in die Stadt. Man brauchte gute Gründe, um in die Nähe der sowjetischen Flotte zu kommen. Eine Bucht der Stadt, Balaklawa, war bis in die 80er eines der best gehütetesten Militärgeheimnisse der Sowjetunion. Stalin hatte hier einen Atombunker für U-Boote bauen lassen.
Sewastopol ist wohl die russischste Stadt der Krim. Bis 1991 wurden überhaupt keine Tataren in die Stadt gelassen. Bis jetzt gibt es dort wenige. Als Anna hier in die Schule ging, übten sie dort noch mit Gasmasken den Notfall, einen Angriff auf Sewastopol. Von den Problemen der Tataren weiß Anna wenig. Russische Medien berichten nicht darüber.
Unter den Spaziergängern an der Promenade ist sie leicht zu erkennen. Nicht viele Frauen laufen hier mit Jeans und in Turnschuhen rum, gar keine mit einem sportlichen, hellgrünen Rucksack auf dem Rücken. Zwischen den ernsten, sorgfältig geschminkten Minen an der Promenade wirkt sie wie eine ukrainische Pipi Langstrumpf.
In Sewastopol macht ein ukrainischer Pass nur Probleme
Als die Krim russisch wurde, war Anna gerade im Sinai tauchen. Einreisen konnte sie danach mit ihrem ukrainischen Pass noch – leben in Sewastopol aber nicht mehr. Bei Banken, Versicherungen oder einfach überall, wo man den eigenen Namen braucht, gab es mit dem ukrainischen Pass Probleme.
„Vor dem Referendum haben wir alle in einer seltsamen imaginären Welt gelebt. Hier in Sewastopol haben wir uns als Russen verstanden aber auf ukrainischem Land gelebt. Niemand wusste, was Russland wirklich ist“, erzählt Anna. Die ukrainische Verwaltung ließ das ukrainische und das russische Wort für Post auf die Briefkästen drucken. Den ukrainischen Begriff strich immer jemand durch.
„All die Probleme des echten Russlands kamen uns nur wie ein entferntes Echo vor, das uns nicht beeinflusste. Es gab keinen Druck von ukrainischer Seite. Wir haben in Sewastopol russisch gesprochen und uns als eine Stadt der alten ruhmreichen russischen Marine verstanden“, erzählt Anna. „Wir waren voller Stolz auf historische Ereignisse, die vor hunderten von Jahren passiert sind. Und uns schien nichts seltsam an dieser Situation. Das konnte nicht ewig so weitergehen“, sagt sie.
Annas Mutter ist Ukrainerin, Annas Vater Russe. „Ich weiß selbst nicht, auf welcher Seite ich stehe. Aber jetzt gibt keine Mitte mehr“, sagt sie. Eigentlich ist Anna kein überaus politischer Mensch, niemand der wegen des ukrainischen Passes große Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen würde. Und wer mehr Recht auf die Krim hat, die Ukraine oder Russland, kann sie auch nicht sagen. Aber die Art und Weise, wie die Krim genommen wurde, sagt Anna, das war sicher nicht rechtens.
Die Biker-Gang „Nachtwölfe“ verteidigt die russische Krim
Das es besser wäre, wenn die Krim in der Ukraine geblieben wäre, hört man nicht oft in Sewastopol. Sei es, weil man für diesen Satz nach russischem Gesetz juristisch belangt werden kann, oder weil tatsächlich wenige darauf bestehen. Dass der Prozess, die Annexion, nicht rechtens war, hört man von jungen Menschen jedoch oft. „Wenn du jemanden triffst, ist das erste was du herausfinden musst, was er über die Annexion denkt. Dann kann man weiterreden oder man lässt es“, sagt Anna.
Mit langen Schritten eilt sie durch den Hafen in Richtung des Sowjetdenkmals am Ende der Landzunge. Zwei Soldaten aus Metall, groß wie ein fünfstöckiges Wohnhaus, stehen da und verteidigen Sewastopol gegen einen Angriff von der offenen See. Etwas weiter weg, an der Promenade, stehen die neuen selbsternannten Verteidiger Russlands: Mitglieder der putin-treuen Biker-Gang „Nachtwölfe“. Vor kurzem, erzählt Anna, hätten sie eine Bikeshow in Sewastopol veranstaltet: Eine Art Rockkonzert mit russisch-orthodoxem Einschlag und patriotischen Parolen.
Um die Bucht zu überqueren, die Sewastopols Hafen ist, nimmt Anna die Fähre. Sie ist auf der anderen Seite der Bucht aufgewachsen, neben einer Fabrik, in der irgendwann mal Bauteile für Computer produziert wurden. Die Lenin-Gedenktafel hat jemand abmontiert und mitgenommen. Ansonsten, sagt Anna, sei seit ihrer Kindheit eigentlich alles nur verfallen. Nichts Neues sei hinzugekommen, keine Infrastruktur, keine Gebäude, nicht einmal die Straßen wurden ausgebessert. Die Auflösung der Sowjetunion hat nichts daran geändert. Die Annexion durch Russland auch nicht.
Statt dessen spielen die nächsten Generationen in den Ruinen der Computer-Fabrik: Eine Gruppe Jugendlicher raucht im Schatten des verwitterten Gebäudes, Mütter mit tobenden Kindern stehen auf dem Platz davor. Etwas abseits sitzen noch zwei Frauen mit Kinderwägen zwischen alten Säulen.
Der Unterschied zu früher ist, dass es jetzt überall Internet gibt. Statt die Infrastruktur der Krim zu reformieren, hat sich Annas Generation einen Weg drumherum gesucht: Viele arbeiten im Software-Bereich, etliche westliche Firmen ließen ihre Apps und Programme auf der Krim schreiben. Programmieren kann man sich selbst beibringen und zum Arbeiten braucht man keine funktionierende staatliche Struktur, nur Internet und einen Computer. Anna selbst ist freie Illustratorin und arbeitet oft für hier entwickelte Apps.
Nach den Sanktionen auf der Krim funktionieren Mastercard und Visa nicht mehr, man kann freien Programmierern kein Geld mehr aus den USA oder Deutschland schicken, ohne selbst ein Konto in Russland mit Rubel zu eröffnen. Western Union, Paypal, Ebay – nichts geht mehr. Dazu schließen die westliche Firmen ihre Ableger auf der Halbinsel, in denen zuvor ukrainische Programmierer beschäftigt waren. Nicht zuletzt, weil nicht abzusehen ist, welche Geschäfte und Gebäude in Zukunft noch von der neuen Regierung beschlagnahmt werden. Auch Apple hat alle Verträge mit Entwicklern auf der Krim abgebrochen. Es gibt nicht einmal mehr einen iStore.
Die erste Frage in Annas Freundeskreis ist daher nicht unbedingt, zu wem die Krim oder Sewastopol gehört. Die eigentliche Frage ist, ob man selbst überhaupt auf die Krim gehört, jetzt wo die Perspektive noch schlechter geworden ist. „Die meisten meiner Freunde sind in andere Städte oder andere Länder gezogen“, erzählt Anna. „Jeder, der Verwandte im Ausland hatte, ist da hingezogen und versucht da zu leben. Anstatt ‚Wie geht’s dir‘, fragen sich die Leute hier ‚bleibst du oder gehst du?‘“
http://www.cicero.de/weltbuehne/ein-jahr-nach-der-annexion-der-krim-kaltes-erwachen/59042
Re: Berichte von der Krim(alt)
Lächerliche Marionette
Krim - Aksjonow, der "Präsident", erklärt sich bereit, die Kreml-Entscheidung über die Stationierung von Atomwaffen auf der Halbinsel zu unterstützen.
Ausschließlich mit dem Ziel, den Tourismus zu fördern, versteht sich. Aksjonow versprach, dass die Atomwaffen die Ökologie der Krim keinesfalls negativ beeinflussen würden. Nun können die Krim-Einwohner ruhig schlafen.
"Denn Russland habe die modernste Atomtechnologie der Welt"
https://www.facebook.com/euromaidanpress.de/posts/782241701871618
http://15minut.org/article/aksenov-poobeshhal-chto-yadernoe-oruzhie-ne-povredit-ekologii-kryma-2015-03-27-15-00-43
Krim - Aksjonow, der "Präsident", erklärt sich bereit, die Kreml-Entscheidung über die Stationierung von Atomwaffen auf der Halbinsel zu unterstützen.
Ausschließlich mit dem Ziel, den Tourismus zu fördern, versteht sich. Aksjonow versprach, dass die Atomwaffen die Ökologie der Krim keinesfalls negativ beeinflussen würden. Nun können die Krim-Einwohner ruhig schlafen.
"Denn Russland habe die modernste Atomtechnologie der Welt"
https://www.facebook.com/euromaidanpress.de/posts/782241701871618
http://15minut.org/article/aksenov-poobeshhal-chto-yadernoe-oruzhie-ne-povredit-ekologii-kryma-2015-03-27-15-00-43
Re: Berichte von der Krim(alt)
Siehe Tchernobyl und Kursk. Haben wir schon April ? Der war wirklich gut
Dicker- Ukraine Fanat
- Lebt in :Ort : Frankfurt und ZaporozhyeAnzahl der Beiträge : 275Alter : 63
Re: Berichte von der Krim(alt)
Das ist doch eine tolle Idee!
Nach dem nächsten Unfall haben tausende von Menschen für Jahrzehnte Beschäftigung, außer denen, die zu dicht
dran waren.Seit es mit dem Tourismus abwärts geht, braucht man eben Alternativen. Siehst du hier:http://www.sueddeutsche.de/wissen/atomruine-von-tschernobyl-ein-kaefig-fuer-die-bestie-1.2413900
Was für Vollpfosten
Nach dem nächsten Unfall haben tausende von Menschen für Jahrzehnte Beschäftigung, außer denen, die zu dicht
dran waren.Seit es mit dem Tourismus abwärts geht, braucht man eben Alternativen. Siehst du hier:http://www.sueddeutsche.de/wissen/atomruine-von-tschernobyl-ein-kaefig-fuer-die-bestie-1.2413900
Was für Vollpfosten
Nordlicht- Ukraine Neuling
- Lebt in :Ort : Landkreis HarburgAnzahl der Beiträge : 43
Sonnenblume- Ukraine Tourist
- Lebt in :Ort : EuropaAnzahl der Beiträge : 51
Re: Berichte von der Krim(alt)
Die russischen Faschisten, haben mal wieder bewiesen das sie keinerlei Gewissen haben (Teile den Beitrag,deswegen drücke ich mich gemäßigt aus)!
Einziger TV-Kanal der Krimtataren muss Sendung einstellen
Ungeachtet der Kritik von Menschenrechtlern haben die russischen Behörden den einzigen Fernsehsender ATR der tatarischen Minderheit auf der Halbinsel Krim vom Netz genommen. Es habe trotz mehrerer Anträge keine neue Lizenz gegeben, beklagte der private Sender am 1. April in Simferopol. Zugleich wurden ein Kinderkanal und zwei Radiofrequenzen abgeschaltet, die zur Medienholding ATR gehören. Die islamisch geprägte Gemeinschaft der Krimtataren hatte die Annexion der Krim durch Russland vor einem Jahr verurteilt.
Der ukrainische Kulturminister Wjatscheslaw Kirilenko kritisierte den Sendestopp. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen warf den russischen Behörden Diskriminierung vor. Auf der Schwarzmeerhalbinsel leben rund 300.000 Krimtataren. Unter Sowjet-Diktator Josef Stalin war die ethnische Minderheit 1944 deportiert worden. Ab Ende der 1980er Jahre kehrten viele in ihre frühere Heimat auf die Krim zurück.
Menschenrechtler von Amnesty International hatten zuvor zunehmenden Druck der Behörden auf unabhängige Medien auf der Krim kritisiert. Denis Krivosheev von Amnesty sprach von einem „eklatanten Angriff“ auf die Pressefreiheit, der als administrative Maßnahme getarnt sei.
http://www.infosat.de/digital-tv/einziger-tv-kanal-der-krimtataren-muss-sendung-einstellen
Einziger TV-Kanal der Krimtataren muss Sendung einstellen
Ungeachtet der Kritik von Menschenrechtlern haben die russischen Behörden den einzigen Fernsehsender ATR der tatarischen Minderheit auf der Halbinsel Krim vom Netz genommen. Es habe trotz mehrerer Anträge keine neue Lizenz gegeben, beklagte der private Sender am 1. April in Simferopol. Zugleich wurden ein Kinderkanal und zwei Radiofrequenzen abgeschaltet, die zur Medienholding ATR gehören. Die islamisch geprägte Gemeinschaft der Krimtataren hatte die Annexion der Krim durch Russland vor einem Jahr verurteilt.
Der ukrainische Kulturminister Wjatscheslaw Kirilenko kritisierte den Sendestopp. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen warf den russischen Behörden Diskriminierung vor. Auf der Schwarzmeerhalbinsel leben rund 300.000 Krimtataren. Unter Sowjet-Diktator Josef Stalin war die ethnische Minderheit 1944 deportiert worden. Ab Ende der 1980er Jahre kehrten viele in ihre frühere Heimat auf die Krim zurück.
Menschenrechtler von Amnesty International hatten zuvor zunehmenden Druck der Behörden auf unabhängige Medien auf der Krim kritisiert. Denis Krivosheev von Amnesty sprach von einem „eklatanten Angriff“ auf die Pressefreiheit, der als administrative Maßnahme getarnt sei.
http://www.infosat.de/digital-tv/einziger-tv-kanal-der-krimtataren-muss-sendung-einstellen
Re: Berichte von der Krim(alt)
Die Russen mit ihren dreckigen Lügen...
DER JAHRESTAG DER DEPORTATIONEN DER KRIMTATAREN UNTER STALIN ALS ALLGEMEINER GEDENKTAG AUF DER KRIM SOLL DURCH EINEN “TAG DER FREUDE” ERSETZT WERDEN
Der stellvertretende Ministerpräsident der Regierung auf der Krim, Dmitrj Polonskj, verkündete, dass auf einer Konferenz am 2. April mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren und Organisationen der Krim besprochen wurde, den Gedenktag zur Deportation der Krimtataren unter Stalin am 18. Mai zu ersetzen. Dieser Vorschlag sei von Krimtataren selbst gekommen, so Polonskj. Feierlich solle nun der 21. April begangen werden, der Tag an dem Präsident Putin Rehabilitationsmaßnahmen für die Opfer der Deportationen beschlossen hat. Er greift mit seinen Worten vor allem die Mejlis an, denen er vorwirft, ihrem Volk einen „Minderwertigkeitskomplex“ aufzulegen.
Bis 2014 wurde am 18. Mai jedes Jahr eine große Gedenkfeier in Simferopol veranstaltet. Letztes Jahr rief das Besatzungsregime ein Verbot aller öffentlichen Versammlungen aus und die einzelnen Gedenkgebete fanden unter militärischer Beobachtung statt. Ein Verbot des Gedenktags erwarteten die Krimtataren bereits, doch das Ausrufen eines Tags der Freude war für viele wie ein Schlag ins Gesicht.
RUSSISCHE BEHÖRDEN LEUGNEN DIE ERZWUNGENE SCHLIESSUNG KRIMTATARISCHER MEDIEN UND PLANEN DERZEIT, SIE DURCH PRORUSSISCHEN SENDER ZU ERSETZEN
Der russische Außenminister bezeichnete die Vorwürfe, die Schließung der krimtatarischen Medien sei ein Verstoß gegen die Meinungsfreiheit als skandalös und empörend. Er und andere russische Politiker behaupten, ATR hätte bloß verfehlt, sich ordnungsgemäß in dem gegebenen Zeitrahmen zu registrieren.
SCHIKANEN GEGEN KRIMTATAREN UNTER DEM DECKNAMEN ‚ANTITERRORISTISCHE MASSNAHMEN‘
Die Meldungen von willkürlichen Durchsuchungen von Autos, Häusern, Computer und Handys, Verhaftungen und Verurteilungen von Krimtataren sind mittlerweile fast unzählbar. Völlig ohne jede Erklärung oder unter Angabe von unbegründeten Verdächten, verschaffen sich Militärs, Eintritt in die Häuser „verdächtiger“ Personen und durchsuchen ihre persönlichen Gegenstände. Meistens weisen sie sich nicht einmal aus und legen auch keinen Durchsuchungsbescheid vor.
RAT DER KRIMTATARISCHEN VERTRETUNG ZIEHT NACH KIEW
Der Sitz des Rates der krimtatarischen Vertretung wird von Simferopol nach Kiew verlegt, so ein Beschluss des ukrainischen Präsidenten Poroschenko. Außerdem legt der Beschluss den Mejlis der Krimtataren als Vorsitz des Rates fest. Der Rat ist ein beratendes Gremium unter dem Präsidenten der Ukraine. Aufgaben sind die Ausarbeitung von Vorschlägen, Analysen und Prognosen auf rechtlicher, politischer, sozioökonomischer und kultureller Ebene.
https://gfbvberlin.wordpress.com/2015/04/02/ukrainerussland-chronik-der-ereignisse-im-april-2015/
DER JAHRESTAG DER DEPORTATIONEN DER KRIMTATAREN UNTER STALIN ALS ALLGEMEINER GEDENKTAG AUF DER KRIM SOLL DURCH EINEN “TAG DER FREUDE” ERSETZT WERDEN
Der stellvertretende Ministerpräsident der Regierung auf der Krim, Dmitrj Polonskj, verkündete, dass auf einer Konferenz am 2. April mit verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren und Organisationen der Krim besprochen wurde, den Gedenktag zur Deportation der Krimtataren unter Stalin am 18. Mai zu ersetzen. Dieser Vorschlag sei von Krimtataren selbst gekommen, so Polonskj. Feierlich solle nun der 21. April begangen werden, der Tag an dem Präsident Putin Rehabilitationsmaßnahmen für die Opfer der Deportationen beschlossen hat. Er greift mit seinen Worten vor allem die Mejlis an, denen er vorwirft, ihrem Volk einen „Minderwertigkeitskomplex“ aufzulegen.
Bis 2014 wurde am 18. Mai jedes Jahr eine große Gedenkfeier in Simferopol veranstaltet. Letztes Jahr rief das Besatzungsregime ein Verbot aller öffentlichen Versammlungen aus und die einzelnen Gedenkgebete fanden unter militärischer Beobachtung statt. Ein Verbot des Gedenktags erwarteten die Krimtataren bereits, doch das Ausrufen eines Tags der Freude war für viele wie ein Schlag ins Gesicht.
RUSSISCHE BEHÖRDEN LEUGNEN DIE ERZWUNGENE SCHLIESSUNG KRIMTATARISCHER MEDIEN UND PLANEN DERZEIT, SIE DURCH PRORUSSISCHEN SENDER ZU ERSETZEN
Der russische Außenminister bezeichnete die Vorwürfe, die Schließung der krimtatarischen Medien sei ein Verstoß gegen die Meinungsfreiheit als skandalös und empörend. Er und andere russische Politiker behaupten, ATR hätte bloß verfehlt, sich ordnungsgemäß in dem gegebenen Zeitrahmen zu registrieren.
SCHIKANEN GEGEN KRIMTATAREN UNTER DEM DECKNAMEN ‚ANTITERRORISTISCHE MASSNAHMEN‘
Die Meldungen von willkürlichen Durchsuchungen von Autos, Häusern, Computer und Handys, Verhaftungen und Verurteilungen von Krimtataren sind mittlerweile fast unzählbar. Völlig ohne jede Erklärung oder unter Angabe von unbegründeten Verdächten, verschaffen sich Militärs, Eintritt in die Häuser „verdächtiger“ Personen und durchsuchen ihre persönlichen Gegenstände. Meistens weisen sie sich nicht einmal aus und legen auch keinen Durchsuchungsbescheid vor.
RAT DER KRIMTATARISCHEN VERTRETUNG ZIEHT NACH KIEW
Der Sitz des Rates der krimtatarischen Vertretung wird von Simferopol nach Kiew verlegt, so ein Beschluss des ukrainischen Präsidenten Poroschenko. Außerdem legt der Beschluss den Mejlis der Krimtataren als Vorsitz des Rates fest. Der Rat ist ein beratendes Gremium unter dem Präsidenten der Ukraine. Aufgaben sind die Ausarbeitung von Vorschlägen, Analysen und Prognosen auf rechtlicher, politischer, sozioökonomischer und kultureller Ebene.
https://gfbvberlin.wordpress.com/2015/04/02/ukrainerussland-chronik-der-ereignisse-im-april-2015/
Der letzte macht das Licht aus
Der letzte ukrainische Mobilfunkanbieter hat nach eigenen Angaben den Betrieb, auf der durch RuSSland annektierten , und völkerechtswidrig angeschlossenen Halbinsel Krim , eingestellt .
Somit kann man nur noch mit den abhörenden RuSSen telefonieren , schöne neue RuSSenwelt .
Übrigens , nach Abgang von UKR-Telekom , ist die Wohnung der Kinder durch Festnetz nicht mehr zu erreichen
( Nur die Leitung war UKR-Telekom , der Anbieter war ein lokales Telekomunternehmen )
Somit kann man nur noch mit den abhörenden RuSSen telefonieren , schöne neue RuSSenwelt .
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telzer- MODERATOR
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Re: Berichte von der Krim(alt)
Skype-App aufs Handy und fertig! Bei uns haben mittlerweile alle diese App (sogar die Omma ) und wir telefonieren ausschliesslich darüber! Ist nicht nur abhörsicher, auch die Qualität ist besser als das Mobilfunknetz auf der Krim!telzer schrieb:Der letzte ukrainische Mobilfunkanbieter hat nach eigenen Angaben den Betrieb, auf der durch RuSSland annektierten , und völkerechtswidrig angeschlossenen Halbinsel Krim , eingestellt .
Somit kann man nur noch mit den abhörenden RuSSen telefonieren , schöne neue RuSSenwelt .
Übrigens , nach Abgang von UKR-Telekom , ist die Wohnung der Kinder durch Festnetz nicht mehr zu erreichen
( Nur die Leitung war UKR-Telekom , der Anbieter war ein lokales Telekomunternehmen )
Re: Berichte von der Krim(alt)
RUSSISCHE MYTHEN ÜBER DIE KRIM
Die russische Öffentlichkeit wird seit langem dazu angehalten die Krim als natürlichen Bestandteil Russlands anzusehen. Das hat dazu geführt, dass weitgehend akzeptiert wurde, dass die russische Invasion und Annexion der Krim 2014 als "historische Gerechtigkeit" anzusehen sei. Diese Vorstellung passt aber nicht zur geschichtlichen Realität der Krim. Viele Russen wissen nicht, dass die Krim nie vollständig russisch war. Sie glauben auch blind daran, dass Sewastopol eine Stadt "ewigen russischen Ruhms" sei, und erachten jeden Versuch, etwas anderes zu behaupten, als feindliche Propaganda. Die russische Öffentlichkeit verfällt notorisch leicht der Geschichtsklitterung, die in ihren Medien präsentiert wird.
Aber das ändert die historische Realität der Situation nicht. Wladimir Putins Versuch, die Machtergreifung auf der Krim mit dem Kosovo zu vergleichen, ist ein gutes Beispiel für diese Verdrehungen...
Die russische Öffentlichkeit wird seit langem dazu angehalten die Krim als natürlichen Bestandteil Russlands anzusehen. Das hat dazu geführt, dass weitgehend akzeptiert wurde, dass die russische Invasion und Annexion der Krim 2014 als "historische Gerechtigkeit" anzusehen sei. Diese Vorstellung passt aber nicht zur geschichtlichen Realität der Krim. Viele Russen wissen nicht, dass die Krim nie vollständig russisch war. Sie glauben auch blind daran, dass Sewastopol eine Stadt "ewigen russischen Ruhms" sei, und erachten jeden Versuch, etwas anderes zu behaupten, als feindliche Propaganda. Die russische Öffentlichkeit verfällt notorisch leicht der Geschichtsklitterung, die in ihren Medien präsentiert wird.
Aber das ändert die historische Realität der Situation nicht. Wladimir Putins Versuch, die Machtergreifung auf der Krim mit dem Kosovo zu vergleichen, ist ein gutes Beispiel für diese Verdrehungen...
Russische Okkupanten vernichten Krimer Ökologie
Gehört hier hin , betrifft unsere geliebte Krim
Das Prinzip der verbrannten Erde , läßt das Schlimmste erahnen . Wenn die Krim tot ist , dann gibt man den Müll gerne zurück
INFORMNAPALM.ORG deutsch schreibt :
Russische Okkupanten bauen auf der Krim aktiv ein Rohrleitungsnetz, das in den Nord-Krimer Kanal führt, um dorthin Wasser zu liefern, das sie aus den artesischen Becken entnehmen, indem sie dort vorbohren.
Nach Meinung der lokalen Einwohner ist es eine äusserst gefährliche Praxis vom Standpunkt der Ökologie aus, denn dieses Wasser wird auf der Krim nur von der Bevölkerung benutzt, besonders in den Steppen-Regionen der Halbinsel, wo es keine Wasserspeicher gibt.
Russische Behörden haben beschlossen, das aus den Bohrlöchern ausgepumpte Wasser einfach mal in den Kanal abzufliessen. Solche Aktivitäten gehen mit ernsthaften und gefährlichen Folgen einher, es kann zur Versalzung und einer überschüssigen Mineralisierung des Bodens auf der Krimer Halbinsel führen. Desweiteren werden bei solchem Tempo die artesischen Quellen schnell verbraucht, und ihre Auffüllung wird dagegen langsam sein, angesichts der Spezifik des Klimas der Region und der Abwesenheit vom Wasser im selben Kanal, der auch als eine der Quellen für ihre Auffüllung dient.
Der Bau des Rohrleitungsnetzes wird durch die Kräfte des russischen Okkupationskontigents verwirklicht- die Unterabteilungen der Pioniertruppen und material-technischer Versorgung. In der Umgebung des Dorfs Tabatschnoje südöstlicher von Dschankoj entfalteten die russischen Okkupanten an der Stelle eines alten Bauernhofs ein grosses Lager, wo der Personalbestand der „Rohrleitungsbaupioniere“ stationiert wurde, dort befindet sich auch ein Autopark und das Lager mit den Rohren und anderem Material, das für dieses Rohrleitungssystem gebraucht wird.
Und der wichtige Hinweis auf die Quelle aus der dieses Material zur Verfügung gestellt wurde :
Das Material wurde von Krimer Kamen und Irakli Komaxidze speziell für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Sc
hlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unser Projekt erforderlich.
Quelle : RuSSische Okkupanten vernichten Krimer Ökologie
Das Prinzip der verbrannten Erde , läßt das Schlimmste erahnen . Wenn die Krim tot ist , dann gibt man den Müll gerne zurück
INFORMNAPALM.ORG deutsch schreibt :
Russische Okkupanten bauen auf der Krim aktiv ein Rohrleitungsnetz, das in den Nord-Krimer Kanal führt, um dorthin Wasser zu liefern, das sie aus den artesischen Becken entnehmen, indem sie dort vorbohren.
Nach Meinung der lokalen Einwohner ist es eine äusserst gefährliche Praxis vom Standpunkt der Ökologie aus, denn dieses Wasser wird auf der Krim nur von der Bevölkerung benutzt, besonders in den Steppen-Regionen der Halbinsel, wo es keine Wasserspeicher gibt.
Russische Behörden haben beschlossen, das aus den Bohrlöchern ausgepumpte Wasser einfach mal in den Kanal abzufliessen. Solche Aktivitäten gehen mit ernsthaften und gefährlichen Folgen einher, es kann zur Versalzung und einer überschüssigen Mineralisierung des Bodens auf der Krimer Halbinsel führen. Desweiteren werden bei solchem Tempo die artesischen Quellen schnell verbraucht, und ihre Auffüllung wird dagegen langsam sein, angesichts der Spezifik des Klimas der Region und der Abwesenheit vom Wasser im selben Kanal, der auch als eine der Quellen für ihre Auffüllung dient.
Der Bau des Rohrleitungsnetzes wird durch die Kräfte des russischen Okkupationskontigents verwirklicht- die Unterabteilungen der Pioniertruppen und material-technischer Versorgung. In der Umgebung des Dorfs Tabatschnoje südöstlicher von Dschankoj entfalteten die russischen Okkupanten an der Stelle eines alten Bauernhofs ein grosses Lager, wo der Personalbestand der „Rohrleitungsbaupioniere“ stationiert wurde, dort befindet sich auch ein Autopark und das Lager mit den Rohren und anderem Material, das für dieses Rohrleitungssystem gebraucht wird.
Und der wichtige Hinweis auf die Quelle aus der dieses Material zur Verfügung gestellt wurde :
Das Material wurde von Krimer Kamen und Irakli Komaxidze speziell für InformNapalm vorbereitet; übersetzt von Irina Sc
hlegel. Beim Nachdruck und Verwenden des Materials ist ein Hinweis auf unser Projekt erforderlich.
Quelle : RuSSische Okkupanten vernichten Krimer Ökologie
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Kameramann wegen Bericht über Protest - vor - Krim-Annexion in Haft
und sowas will eine zivilisierte Gesellschaft sein
Artikel von: Halya Coynash, Charkiwer Menschenrechtsgruppe
Link Kameramann wegen Bericht ....
Euromaidanpress deutsch schrieb:Ein Gericht in Simferopol stellte einen Haftbefehl gegen Eskender Nebijew aus, Kameramann des Fernsehsenders ATR, gegen den wegen Berichterstattung über eine Demonstration am 26. Februar 2014 – also noch vor der Annexion – im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit angeklagt wurde. Das ist die jüngste Verhaftung in einem ‚Fall‘, der sowohl russisches als auch internationales Recht verletzt, bei dem das Besatzungsregime eindeutig Krimtataren ins Visier nimmt, darunter auch Achtem Tschyyhos, der Stellvertretende Vorsitzende des Medschlis des Krimtatarischen Volkes, der Repräsentativkörperschaft der Krimtataren.
Wie berichtet wurde Nebijew am Montag, den 20. April nach einer Hausdurchsuchung verhaftet. Er wurde wegen der Teilnahme an Massenunruhen gemäß § 212 Abs. 2 des russischen Strafgesetzbuchs angeklagt und könnte dafür drei bis acht Jahre ins Gefängnis gehen. Diese neue Verhaftung bedeutet eine weitere Eskalation der Repressionen auf der Krim unter russischer Besatzung, wobei die klare Botschaft an Medienvertreter geschickt wird, dass sie wegen der Berichterstattung über Demonstrationen vor Gericht gestellt werden können. Es ist kein Zufall, dass ein ATR-Mitarbeiter zur Zielscheibe wurde, wo doch Sergei Aksjonow, der als ‚Oberhaupt‘ der Krim eingesetzt wurde, als russische Soldaten im Februar 2014 die Herrschaft übernahmen, bei mindestens zwei Gelegenheiten festgestellt hatte, dass er den einzigen krimtatarischen Sendekanal als “feindliches Element” betrachte, das den Menschen die Hoffnung vermittle, dass die ukrainische Herrschaft auf der Krim wieder hergestellt werden könnte. ATR wurde, zusammen mit allen anderen krimtatarischen Medien bis auf eine Ausnahme gezwungen, den Sendebetrieb Ende März 2015 einzustellen.
Das Gericht übte wegen angeblicher Fluchtgefahr Druck auf die Ermittler und Zeugen aus und verhängte zwei Monate Untersuchungshaft. Nebijews Anwalt Dschemil Temischew will gegen die Verfügung Berufung einlegen, die er als Versuch bezeichnet, Druck auf seinen Klienten auszuüben, eine Aussage zu machen, die die Ermittler hören wollen.
Diese Verhaftung ist bisher die sechste im sogenannten ‚Fall des 26. Februar‘, wobei fünf Leute in Gewahrsam genommen wurden. Achtem Tschyyhos wurde am 29. Januar als erster verhaftet, und die ‚Staatsanwältin‘ der Besatzungsmacht, Natalja Poklonskaja, behauptete, dass er wegen eines schweren Verbrechens angeklagt sei, das mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet würde.
Es ist schwierig, einen Fall zu beschreiben, bei dem nicht nur die Anschuldigungen gegen bestimmte Personen eindeutig erfunden sind, bei dem aber auch die gesamte gerichtliche Verfolgung alle Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit eklatant verletzt.
Die Demonstration, die die Besatzungsmacht als ‚Massenunruhen‘ bezeichnet, fand am 26. Februar 2014 statt, einen Tag vor der Besetzung der Regierungsgebäude in Simferopol durch russische Soldaten, Es herrschte daher ukrainisches Recht, und die Teilnehmer waren ukrainische Staatsbürger.
Ein Gericht der russisch besetzten Krim hat einfach keine Zuständigkeit in diesem angeblichen ‚Fall‘.
Der große Protest vor dem Parlament am 26. Februar 2014 wurde von Führern des Medschlis organisiert, um den Versuch zu vereiteln, das Parlament zu besetzen. Es gab tatsächlich am selben Ort zwei Demonstrationen: eine von Krimtataren und EuroMaidan-Aktivisten organisiert, die andere von der Partei Einiges Russland unter Sergei Aksjonow. Sowohl jener als auch dessen Partei waren zuvor in der Politik der Krim äußerst unbedeutend, dennoch rief sich Aksjonow selbst nach einer ‚Parlamentssitzung‘ unter dem Maschinengewehrschutz russischer Soldaten am 27. Februar zum ‚Ministerpräsidenten‘ aus.
In einem zuvor erschienenen Artikel mit dem passenden Titel „Das Strafgesetz und die Zeitmaschine“ schrieb der Korrespondent der Nowaja Gaseta Irek Murtasin, die Ermittler behaupteten, dass „die Krim damals am 26. Februar in unser Eigentum überging, drei Wochen vor der Annexion“. Er hob hervor, dass dieser Fall die immer schon unglaubwürdige Behauptung Russlands zerstöre, dass der ‚Anschluss‘ der Krim an die Russische Föderation nur eine lokale Initiative der Krim gewesen sei.
„Wenn sie den Krimtataren Verbrechen anhängen wollen, müssen die Ermittler beweisen können, dass vor einem Jahr im Zentrum von Simferopol Taten gesetzt wurden, die gegen die Interessen Russlands verstoßen haben. Das deswegen, weil in Übereinstimmung mit § 12 Abs. 3 nur dann eine gerichtliche Verfolgung gegen ausländische Staatsbürger eingeleitet werden kann, die auf dem Territorium eines anderen Landes einen Gesetzesbruch begangen haben, wenn „das Verbrechen gegen die Interessen der Russischen Föderation oder gegen einen Staatsbürger der Russischen Föderation gerichtet war.
Am 26.Februar des vergangenen Jahres war die Krim ukrainisches Territorium, und alle Krimtataren, die in diesem Fall angeklagt sind, waren ukrainische Staatsangehörige. Es gab an diesem Tag keine Russen in der Nähe des Parlaments auf der Krim.“
Die Krimtataren, die anwesend waren, wollten die Machtübernahme und den Wechsel im Status der Krim verhindern. Dass das dem Kreml nicht passte, zeigte sich um 4 Uhr 20 am Morgen des 27.Februar, als, so Murtasin, „120 Bewaffnete in voller militärischer Ausrüstung, aber ohne Hoheitszeichen das Parlament und die Regierungsgebäude auf der Krim besetzten, russische Fahnen gehisst und Barrikaden am Eingang errichtet wurden.”
Da derzeit fünf Männer in Untersuchungshaft sind und es sicher weitere Verhaftungen geben wird, muss man betonen, dass nicht nur der Fall rechtlich Unsinn ist, sondern dass auch die spezifischen Anklagen angesichts der Beweislage nicht halten können.
Der selbe Korrespondent der Nowaja Gaseta berichtet, dass die Ermittler sichtlich kein Material hatten und Bewohner von Simferopol, die Gewalt ausgesetzt waren, „auch ohne dass sie körperliche Verletzungen davongetragen haben“, aufriefen, sich zu melden. Die russische Ermittlungskommission behauptete, dass am 29. Januar, dem Tag als Tschyyhos verhaftet wurde, „gegen Mitglieder der Partei Einiges Russland und die Selbstverteidigungskräfte* der Krim“ Gewalt angewendet worden sei.
Laut Eskender Barijew, dem Koordinator des “Komites für die Rechte der Krimtataren”, scheint es bei der Ermittlung in diesem ‚Fall‘ darum zu gehen, Leute zur Befragung zu inhaftieren und ihnen Fotos anderer Aktivisten zu zeigen, die an der Demonstration des 26.Februar 2014 teilgenommen haben, und sie aufzufordern, diese zu identifizieren.
Murtasin merkt an, dass sein Kollege Pawel Kanygin bei der Demonstration am 26. Februar 2014 anwesend gewesen sei. Seine Berichte stimmten mit jenen von RFE/RL überein, der berichtete, dass sein Video-Material eindeutig zeige, dass alle Vertreter des Medschlis lediglich versucht haben, die Menge zu beruhigen und ein Blutvergießen zu verhindern, als Tschyyhos verhaftet wurde.
Kanygins Bericht konzentriert sich auf den Vorsitzenden des Medschlis, Refat Tschubarow, den die Besatzungsmacht nicht verhaften konnte, da ihn Russland bereits im Juli 2014 aus seiner Heimat verbannt hatte. Man berichtet, dass Tschubarow nach Ausbruch des ersten Handgemenges mit einem Megaphon zur Ruhe aufgefordert habe. Danach, als die Parlamentssitzung, die angeblich die Machtübernahme planen sollte, abgesagt worden war, kamen Tschubarow und Aksjonow gemeinsam heraus und riefen zu Ruhe und zur Auflösung der Demonstration auf. Kanygin fügt hinzu, dass die Krimtataren diesem Aufruf gefolgt seien, nicht jedoch die pro-russischen Demonstranten, die blieben und weiter „Russland!“ skandierten.
Im Februar 2014 trat Russland durch die Invasion und Besetzung der ukrainischen Krim internationales Recht mit Füßen. Es zeigt nun dieselbe Bereitschaft, die Geschichte neu zu schreiben, und sich in der jüngsten Offensive gegen die Krimtataren und alle, die sich der russischen Okkupation entgegen stellen, sogar über die eigenen Gesetze hinwegzusetzen.
* Die sogenannten ‚Selbstverteidigungskräfte‘ waren paramilitärische Bürgerwehren, die mit dem russischen Militär und Aksjonows ‚Regierung‘ zusammenarbeiteten. Man macht sie für zahlreiche Fälle von Entführungen, “Verschwindenlassen”, Prügelattacken sowie die Ermordung des Krimtataren Reschat Achmetow verantwortlich, der entführt wurde, während er gegen die Invasion vor dem Parlament der Krim protestierte.
Artikel von: Halya Coynash, Charkiwer Menschenrechtsgruppe
Quelle: Charkiwer Menschenrechtsgruppe, 23.04.2015
Link Kameramann wegen Bericht ....
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Re: Berichte von der Krim(alt)
Zuletzt von Tischdienst am Mi 29 Apr 2015 - 22:46 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet (Grund : zusatz)
Tischdienst- Ukraine Tourist
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